Lindert die Migration von Gesundheitspersonal aus Osteuropa den Pflegenotstand?
Wohl kaum. Sie hilft aber ganz sicher, dass sich die Situation nicht noch mehr verschärft.
Die Gesellschaft altert. Das ist bekannt. Die demografische Entwicklung verschärft sich. Die Geriatriepflege kommt unter Druck. Es fehlt an allen Ecken und Enden. Die Pflege von alten Menschen ist anspruchsvoll. Nicht nur auf der Gefühlsebene, sondern auch finanziell. Alte Menschen möchten nicht einfach so ins Altersheim abgeschoben werden. Viele Angehörige entscheiden sich für eine ‚In-House-Lösung’ und lassen ihre Lieben in der gewohnten Umgebung betreuen. Das kostet. Das Lohnniveau in der Schweiz ist hoch. Pflegefachkräfte aus Osteuropa machen diese anspruchsvolle Arbeit ein wenig günstiger. Das ist weder gut noch schlecht. Es ist einfach ein Tatsache. Die Gewissheit, dass die Lebensspanne von Angehörigen auf diese Weise verlängert werden kann, spornt viele an eine solche Lösung zu favorisieren.
Die kürzliche Annahme der Masseneinwanderungsinitiative wird die Personalsituation im schweizerischen Gesundheitswesen dramatisch verschärfen. Das argumentative Schönreden nützt nichts. Auch wenn die inländischen Pflegeressourcen mit allen Mitteln stimuliert werden, können die Lücken nie geschlossen werden.
Fehlendes Fachpersonal bildet man nicht einfach so in 2-3 Jahren aus. Viele springen nach der Ausbildung ohnehin wieder ab, weil es ihnen in der Altenpflege zu anstrengend ist. Die Arbeitszeiten sind eine soziale Herausforderung. Die körperliche Belastung ebenso. Und die Bezahlung für diesen anstrengenden Beruf ist zuweilen beschämend niedrig.
Die gezielte Rekrutierung von medizinischem Fachpersonal war schon immer eine starke Herausforderung. Die Nachfrage wird intensiver werden. Das Angebot verknappt sich dramatisch. Wir werden alle alt.
PersonalRadar möchte auf einen sehr eindrücklichen Film aufmerksam machen, der den Alltag von Pflegemigrantinnen aus Osteuropa auf schlichte und berührende Weise dokumentiert. Viele dieser alten Menschen und deren Angehörigen sind einfach froh, dass es solche Frauen gibt, die mit viel Engagement dazu beitragen, dass alte Menschen mehr oder weniger noch selbstbestimmt leben können. Zum Glück lassen sich so engagierte Altenpflegerinnen noch finden, die mit den spezifischen Anstellungs- und Arbeitsbedingungen zurecht kommen. Wie lange noch?