Mai 25

Das unterschätzte Potenzial des Motivationsschreibens – eine Gelegenheit für den Erfolg.

Author: PersonalRadar

Das Motivationsschreiben wird zunehmend als veraltet angesehen, dabei birgt es ein grosses Potenzial und ist keineswegs schwer zu verfassen. Bereits der erste Satz entscheidet darüber, ob das Motivationsschreiben Beachtung findet oder nicht.

Es zeigt, ob der Verfasser oder die Verfasserin das Wesentliche erkannt hat. Wenn das Motivationsschreiben mit dem folgenden Satz anfängt: „Mit Interesse habe ich Ihr Inserat…“ – dann ist schlon klar: Es lohnt sich nicht weiterzulesen. Das ist eine stupide Textkonserve, die so langweilig ist wie der Inhalt.

Wer das Potenzial des ersten Satzes nicht nutzt, hat nicht verstanden, was das Motivationsschreiben leisten kann.

Klicken Sie auf das Bild für mehr Infos (Bildquelle: www.download-cv.com)

Es ist vergleichbar damit, dass ein Spionagethriller mit dem Satz „Dies ist eine Agentengeschichte“ oder „die Spionin war die Verräterin“ beginnt. Theoretisch kann daraus immer noch eine spannende Handlung entstehen, jedoch nur, wenn sie nicht vorhersehbar ist, nach demselben Schema abläuft und die weitere Geschichte sich über die herkömmlichen Konventionen hinwegsetzt.

Hier liegt einer der Gründe für die Krise des Motivationsschreibens.

Die meisten Bewerberinnen und Bewerber betrachten es als superlästige Pflicht und greifen daher auf Vorlagen und dumme Textkonserven zurück. Das Ergebnis ist der langweilige Einheitsbrei: nämlich Tausende von Motivationsschreiben mit den immergleichen stupiden Phrasen und Floskeln. Wer will diesen Mist noch lesen?

Haben sie jemals ausserhalb des Bewerbungskontexts den Satz ‚… rundet mein Profil ab‘ verwendet? In diesem öden Einheitsstil ist ein Schreiben so viel wert wie ein Produktangebot auf einem Billigportal und hebt sich in keiner Weise von anderen ab. Tatsächlich erfüllt es dann seinen eigentlichen Zweck nicht.

Desinteresse auf beiden Seiten

Fairerweise muss man sagen, dass das Verfassen eines packenden Motivationsschreibens anspruchsvoll ist. Wer sprachlich nicht auf der Höhe der Zeit ist und sich dafür ‚unfit‘ fühlt, hat keine einfache Aufgabe. Es erfordert Anstrengung, Konzentration und Hingabe.

Viele Jobsuchende scheuen diesen Aufwand, da sie hauptsächlich irgendeine Stelle suchen und es ihnen oft genug egal ist, wo sie arbeiten, insbesondere wenn sich die Aufgabengbiete wie auch Tätigkeiten je nach Arbeitgeber:in kaum unterscheiden.

Häufig hört man auch die Frage: ‚Wie kann ich Motivation für eine Stelle zeigen, wenn ich das Unternehmen überhaupt nicht kenne und kaum etwas über es weiss?‘. Das ist natürlich eine billige Entschuldigung. Viele Unternehmen präsentieren sich in der Zwischenzeit auf dem Internet in allen Farben, geben ausführlich Informationen preis und sind offenherzig in der Selbstdarstellung.

Das Desinteresse am Motivationsschreiben ist nicht einseitig. In Zeiten und Branchen, in denen es akut an Fachkräften mangelt, verzichten Unternehmen immer mehr auf das Anschreiben, um die Hürden für Bewerberinnen und Bewerber möglichst niedrig zu halten. Der Aufwand soll klein gehalten werden, um potenzielle Bewerbende nicht abzuschrecken  und während des digitalen Bewerbungsverfahrens zu verlieren. Der Bewerbungsbrief als Teil einer Bewerbung befindet sich in einer Abwärtsspirale. Dennoch wäre es verfehlt, ihn gänzlich abzuschaffen.

Es ist wichtig, deutlich zu machen, warum die bewerbende Person ausgerechnet bei der besagten Firma arbeiten möchte.

Das Motivationsschreiben ist noch lange nicht tot (Bildquelle: www.download-cv.com)

Was kann ein gutes Motivationsschreiben wirklich leisten?

Es kann beispielsweise bei der Entscheidung zwischen zwei Bewerbenden mit ähnlicher Erfahrung und ähnlichen Fähigkeiten helfen, den Entscheid zugunsten der Person zu treffen, die sich einfach beim Verfassen des Textes mehr Mühe gab.

Idealerweise lässt sich aus dem Motivationsschreiben die Motivation der Bewerberin oder des Bewerbers erkennen – warum sie oder er gerade bei der besagten Firma arbeiten möchte und warum sie oder er den Job will, obwohl sie oder er in den letzten fünf Jahren etwas ganz Anderes gemacht hat oder bereits 10 Jahre in einer ähnlichen Position tätig war.

Darüber hinaus interessiert potenzielle Arbeitgebende, inwieweit die Person sich in der Lage fühlt, den Anforderungen des Stellenprofils gerecht zu werden. Hierbei sollte auch eine gewisse Motivation mitschwingen.

Gute Argumente sind hilfreich

Zwei bis drei Aspekte schlüssig darzulegen, ist eigentlich gar nicht so schwierig – wenn man sich mit der Firma auseinandergesetzt hat und überlegt hat, warum man dort überhaupt arbeiten möchte.

Dies würde auch nahelegen, sich nur bei Unternehmen zu bewerben, bei denen man wirklich gerne tätig wäre.

Natürlich gibt es gute Gründe, die dagegensprechen, wie etwa eine drohende Arbeitslosigkeit oder das vom Arbeitsamt (RAV) geforderte Kontingent an Arbeitsbemühungen. Motivationsschreiben fallen jedoch leichter, wenn es um Stellen geht, für die man gute Argumente findet.

Umgekehrt gilt: Wenn man grosse Schwierigkeiten hat, ein Schreiben zu verfassen, weil einem partout keine guten Gründe einfallen, ist man vielleicht nicht ausreichend motiviert für die Stelle – und kann sich die Sache gleich sparen. Ehrlichkeit mit sich selbst, währt am längsten.

Da das Motivationsschreiben der Unterscheidung dient, sind darin allgemeine Floskeln fehl am Platz. Es sollte persönlich sein. Also:

  • Was interessiert Sie an der Stelle?
  • Was verbindet Sie mit dem Unternehmen?
  • Welche Erfahrungen oder Fähigkeiten haben Sie gemacht, die Ihnen dabei helfen könnten?

Hingegen ist es meist nicht mehr als ein kläglicher Versuch, sich anzubiedern, wenn man der Firma etwas erzählt, das sie bereits weiss. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Unternehmens sind sich bewusst, wie erfolgreich es ist oder welchen Umsatz es im letzten Jahr erzielt hat. Damit beweisen Sie lediglich, dass Sie nicht zu dumm sind, um Informationen im Internet zu recherchieren. Viel entscheidender ist Ihre eigene Sichtweise auf das Unternehmen und darüber hinaus.

Das Schreiben als Chance

Aussagen wie ‚Seit Jahren benutze ich Ihre Produkte oder Dienstleistungen‘ könnten beispielsweise wertvolle Informationen sein, sofern sie der Wahrheit entsprechen. ‚Ich besitze selbst drei Produkte ihres Unternehmens‘ lässt darauf schliessen, dass die Person das Unternehmen kennt und schätzt. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber erleichtern es den Bewerberinnen und Bewerbern, indem sie sich ausführlich auf ihrer Website präsentieren und einige Worte über die Unternehmenskultur oder das Arbeitsklima verlieren. Dadurch liefern sie mögliche Anknüpfungspunkte und teilweise sogar passende Vorlagen.

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Seien Sie mutig, innovativ und schreiben Sie frei von der Leber, wie es Ihnen passt.

Wiederholen Sie auf keinen Fall im Schreiben einfach ihren Werdegang in Textform, insbesondere nicht die letzten zwei bis drei Stationen. Hier ist höchstens eine Auswahl gefragt, eine kurze Zusammenfassung, die sich leicht durch das Nennen von Namen oder durch Zahlen lösen lässt. ’10 Jahre Erfahrung im Payrolling, unter anderem bei Unternehmen soundso‘ – und schon ist klar, dass es an den Kompetenzen nicht scheitern kann.

Eine weitere gute Möglichkeit besteht darin, Fragen vorwegzunehmen, die ohnehin auftauchen werden. Betrachten sie das Motivationsschreiben als grossartige Chance und nicht als lästige Pflicht. Seien sie mutig, innovativ und schreiben sie frei von der Leber, wie es ihnen passt. Vielleicht sogar so, wie Sie sprechen. Möglicherweise entwickeln Sie dadurch sogar Motivation für das Schreiben.

Offenheit, Ehrlichkeit und Echtheit wirken immer besser als eine blasierte Textkonserve, die sie nicht spiegelt!