Sep 19

Englisch genügt nicht – warum Expats eine Landessprache lernen sollten.

Autor: PersonalRadar

Mit wachsend globalen Wirtschaftsbeziehungen, scheint die englische Sprache die universelle Lösung für Kommunikationsprobleme zu sein.

(Bildquelle: www.freepik.com)

Doch diese vermeintliche Einfachheit ist trügerisch. In einem Land wie der Schweiz, das auf Mehrsprachigkeit und kulturelle Vielfalt baut, zeigt sich zunehmend, dass die exklusive Verwendung des Englischen ein ernsthaftes soziales und berufliches Problem darstellt.

Die Folgen der Sprachlosigkeit sind tiefgreifend. Menschen, die nicht die Sprache des Landes sprechen, in dem sie leben und arbeiten, bleiben unweigerlich isoliert. Diese Isolation beschränkt sich nicht nur auf das alltägliche Leben, sondern durchdringt alle Bereiche des sozialen Gefüges.

Ohne die Möglichkeit, sich sprachlich auszudrücken, kann kein echtes Verständnis für die lokalen Gegebenheiten entstehen – kulturell, sozial oder politisch. Sprachlosigkeit wird so zur Barriere, die verhindert, dass Zugezogene in die Gesellschaft integriert werden, und sie verbleiben in einer Parallelwelt.

Diese soziale Segregation führt zu einem zunehmend polarisierten Bild der Gesellschaft. Auf der einen Seite stehen die Expats und hochqualifizierten Fachkräfte, die oft Englisch als primäre Sprache verwenden und in internationalen Kreisen verkehren. Auf der anderen Seite die Einheimischen, die sich immer mehr von den internationalen Zuwanderern entfremdet fühlen. Diese Trennung ist nicht nur ein kulturelles, sondern auch ein soziales Problem.

Die Sprachlosigkeit verfestigt die soziale Kluft, was das Gefühl der Zugehörigkeit für beide Seiten schwächt und Misstrauen fördert.

Die Blase der Expats: Parallelgesellschaft und berufliche Isolation

Viele Expats leben in einer Art ‘Blase’, die sie von der einheimischen Bevölkerung isoliert. Diese Blase besteht nicht nur aus sprachlichen Barrieren, sondern auch aus einer Art kultureller Abschottung. In den urbanen Zentren der Schweiz, insbesondere in Städten wie Zürich, Basel oder Genf, gibt es regelrechte Parallelwelten, in denen Expats fast ausschliesslich mit anderen Expats interagieren. Diese sozialen Milieus sind zwar international geprägt und vermeintlich weltoffen, doch gleichzeitig verhindern sie eine tiefergehende Integration in die lokale Gesellschaft.

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Der Arbeitsmarkt ist ein besonders stark betroffener Bereich. Während die Globalisierung internationale Fachkräfte anzieht und Englisch in vielen Branchen zur Arbeitssprache geworden ist, entstehen durch die fehlende Beherrschung der Landessprache deutliche Nachteile. Arbeitnehmende, die nur Englisch sprechen, haben eingeschränkten Zugang zu lokalen Netzwerken und Kunden, was sich negativ auf ihre Karrierechancen auswirkt. Sie bleiben in internationalen Kreisen gefangen und verlieren den Anschluss an wichtige lokale Entwicklungen. Dies führt zu einer langfristigen beruflichen Isolation und verhindert, dass Expats vollständig in den Schweizer Arbeitsmarkt integriert werden.

Darüber hinaus wird der Arbeitsmarkt fragmentiert. Unternehmen, die ihre Mitarbeitende nicht dazu ermutigen, die lokale Sprache zu lernen, riskieren eine interne Spaltung. Es entsteht eine Zweiklassengesellschaft innerhalb der Belegschaft: auf der einen Seite die internationalen Fachkräfte, die in ihrer englischen Komfortzone bleiben, und auf der anderen Seite die einheimischen Arbeitnehmenden, die oft das Gefühl haben, dass ihnen wichtige Positionen oder Aufstiegsmöglichkeiten verwehrt bleiben, weil Englisch immer stärker zur dominanten Sprache wird. Diese Entwicklung untergräbt das soziale Gefüge innerhalb der Unternehmen und schwächt den Teamzusammenhalt.

Soziologische Perspektive: Sprachlosigkeit und soziale Desintegration

Aus soziologischer Sicht ist Sprache das wichtigste Mittel, um soziale Bindungen zu knüpfen und eine gemeinsame Identität zu schaffen. In der Schweiz, die historisch auf kultureller Vielfalt und Mehrsprachigkeit basiert, führt die zunehmende Verwendung des Englischen zu einer schleichenden Desintegration.

Wenn Expats sich der Landessprache verweigern, tragen sie zu einer Fragmentierung der Gesellschaft bei. Es entsteht eine ‘Schichtgesellschaft’, in der die bildungsnahen und gut ausgebildeten Expats in ihrer eigenen Welt leben, während die einheimische Bevölkerung den Kontakt zu diesen Zuwanderern verliert.

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Diese parallelen Lebenswelten sind ein massives Problem für den sozialen Zusammenhalt. Ohne gemeinsame Sprache gibt es keinen gemeinsamen Diskurs. Expats und Einheimische reden aneinander vorbei – im wörtlichen und im übertragenen Sinne. Das Gefühl, dass sich die Gesellschaft in verschiedene, nicht miteinander kommunizierende Sphären aufteilt, verstärkt die sozialen Spannungen. Dabei sind es oft nicht die einfachen Zuwanderer, sondern gerade die hochqualifizierten Fachkräfte, die sich dieser sprachlichen Integration verweigern.

Die Verantwortung der Eliten: Warum wir von allen Sprachkenntnisse erwarten sollten

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Der Widerspruch in der schweizerischen Integrationspolitik könnte kaum grösser sein. Von einfachen Migranten, die oft aus bildungsfernen Schichten kommen, wird erwartet, dass sie innerhalb kürzester Zeit ausreichende Sprachkenntnisse erwerben, um sich im Alltag zurechtzufinden. Gleichzeitig leben hochqualifizierte Fachkräfte – Akademiker:innen, Manager und Ingenieur:innen – oft jahrelang in der Schweiz, ohne jemals eine Landessprache ernsthaft zu erlernen. Diese bildungsnahen Expats haben die finanziellen und intellektuellen Mittel, um sich problemlos eine neue Sprache anzueignen, doch sie nutzen diese Ressourcen nicht.

Das führt zu einem bemerkenswerten Paradox: Während wir von denjenigen, die vielleicht nicht über die gleiche Bildungsaffinität verfügen, viel verlangen, lassen wir den hochgebildeten Eliten zu viel durchgehen. Dies ist nicht nur ungerecht, sondern auch gefährlich.

Wenn die am besten ausgebildeten und wirtschaftlich erfolgreichsten Zuwanderer die Sprachintegration umgehen, senden sie ein fatales Signal: Sprache ist nicht wirklich wichtig. Doch genau das Gegenteil ist der Fall.

Die langfristigen Folgen der Sprachlosigkeit: Ökonomische und gesellschaftliche Erosion

Die Sprachlosigkeit hat langfristige ökonomische und gesellschaftliche Folgen. Auf dem Arbeitsmarkt führt sie zu einer Spaltung, die den Unternehmen schadet. Expats, die keine Landessprache sprechen, haben eingeschränkte Karrierechancen, da ihnen wichtige Netzwerke und Kundenbeziehungen verwehrt bleiben. Für Unternehmen bedeutet dies einen Verlust an Potenzial, da ihre internationalen Mitarbeiter nicht vollständig in den lokalen Markt integriert sind.

Gesellschaftlich führt die Sprachlosigkeit zu einer Erosion des sozialen Zusammenhalts. Die zunehmende Fragmentierung der Gesellschaft in verschiedene sprachliche und kulturelle Milieus führt zu Misstrauen und Unverständnis. Die einheimische Bevölkerung fühlt sich zunehmend von den internationalen Zuwanderern entfremdet, und das Gefühl, dass die Gesellschaft auseinanderdriftet, wächst. Diese Desintegration wird durch die Ignoranz gegenüber der Landessprache nur verstärkt.

Provokante Schlussfolgerung: Sprachliche Ignoranz als Zukunftsrisiko

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Die sprachliche Ignoranz vieler Expats ist nicht nur ein Zeichen von Komfort und Bequemlichkeit, sondern ein ernstzunehmendes gesellschaftliches Risiko. Wenn Sprache als Mittel der Integration versagt, droht die Gesellschaft zu zerfallen. Die Vorstellung, dass wir in einer globalisierten Welt alle nur noch Englisch sprechen können, ist eine gefährliche Illusion. In einer Gesellschaft, die auf lokaler Identität und kultureller Vielfalt basiert, ist die Verweigerung, die Landessprache zu erlernen, eine Form von sozialer und kultureller Ignoranz, die langfristig fatale Folgen haben wird.

Wir müssen uns fragen: Wollen wir wirklich eine Gesellschaft, in der die Eliten sich der Verantwortung entziehen und in ihren eigenen Parallelwelten leben? Die Antwort kann nur lauten: Nein.

Sprache ist der Schlüssel zur Integration, und diese Verantwortung muss von allen getragen werden – unabhängig vom Bildungsgrad oder beruflichem Erfolg. Wer in der Schweiz lebt und arbeitet, sollte nicht nur die lokalen Sprachen respektieren, sondern sie auch beherrschen. Nur so kann ein echter sozialer Zusammenhalt gewährleistet werden, der über blosse ökonomische Beziehungen hinausgeht.