Feb. 27

Der Missbrauch der Google Rezension: die digitale Bewertung als Waffe gegen Personaldienstleister.

Author: PersonalRadar

Google Rezensionen sind ein machtvolles Instrument. Sie beeinflussen die Wahrnehmung von Unternehmen, bestimmen Kaufentscheidungen und haben sehr oft einen direkten Einfluss auf den geschäftlichen Erfolg.

(Bildquelle: www.freepik.com)

Doch was geschieht, wenn dieses System nicht mehr als ehrliches Feedback dient, sondern als simple ‘Tastatur-Waffe’ missbraucht wird? Besonders in der Personaldienstleistungsbranche der Schweiz zeigt sich, wie Google Rezensionen vermehrt zur Diffamierung und zum Frustabbau genutzt werden, oft ohne, dass die betroffenen Unternehmen eine faire Chance zur Gegenwehr haben.

Von fairer Beurteilung zu rücksichtsloser Abrechnung

Das Grundprinzip von Google Rezensionen ist einfach: Kund:innen oder Nutzende eines Services hinterlassen ihre Meinung und helfen so anderen, eine fundierte Entscheidung zu treffen. Doch in der Praxis haben sich diese Bewertungen längst von ihrem ursprünglichen Zweck entfernt. Besonders Personaldienstleister sehen sich zunehmend mit einer Welle von negativen Bewertungen konfrontiert, die weniger auf objektiver Erfahrung als auf persönlichen Enttäuschungen oder sogar Rache basieren.

Unzufriedene Bewerbende, die eine Absage erhalten haben, nicht sofort bedient wurden oder deren Bewerbung nicht schnell genug die gewünschte Aufmerksamkeit erhielten, hinterlassen oft unfaire bis hasserfüllte Rezensionen, obwohl der Rekrutierungsprozess professionell und korrekt abgelaufen ist. Ebenso gibt es Kandidat:innen, die sich mit unrealistischen Gehaltsvorstellungen beworben haben und nach der Ablehnung ihren Frust in Form einer negativen Bewertung abladen. Auch Mitarbeitende, die nach Beendigung eines Einsatzes nicht die erhoffte Festanstellung erhalten, nutzen Google Rezensionen als Druckmittel oder perfides Revancheinstrument.

Der Reputationsschaden ist immens

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Für Personaldienstleistende ist der Schaden durch solche manipulierten Rezensionen erheblich. Ein Unternehmen mit vielen negativen Bewertungen gerät sehr rasch in Verruf – unabhängig davon, ob diese berechtigt sind oder nicht. Potenzielle Kund:innen und Kandidat:innen suchen gezielt nach Online-Bewertungen, und eine niedrige Sterne-Bewertung schreckt sie meistens ab. Dies führt zu weniger qualifizierten Bewerbungen, weniger Aufträgen und damit zu einem direkten wirtschaftlichen Schaden.

Besonders problematisch: Google bietet kaum effektive Schutzmechanismen. Unternehmen können zwar auf Bewertungen antworten, doch das allein reicht nicht aus, um eine ungerechtfertigte Negativbewertung auszugleichen. Die Löschung einer Rezension ist nur unter bestimmten Bedingungen möglich, etwa wenn sie offensichtliche Beleidigungen, Hassrede oder strafrechtlich relevante Beiträge enthält. Doch subjektiv negative oder rufschädigende Bewertungen bleiben oft bestehen, selbst wenn sie nachweislich unfair sind.

Die Psychologie hinter negativen Bewertungen

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Warum nutzen Menschen Google Rezensionen als Mittel zur Abrechnung? Die Gründe sind vielschichtig und tief in der menschlichen Psyche verwurzelt:

  1. Frustabbau und das Gefühl der Macht: Eine Absage oder nicht erfüllte Erwartungen führen oft zu tiefen Frustration. Statt eine objektive Selbstreflexion vorzunehmen, wird die Schuld externen Faktoren zugeschoben – in diesem Fall dem Personaldienstleister, der als Prellbock dient. Eine negative Rezension verschafft dem Bewerber oder Bewerberin das wohlige Gefühl, Kontrolle zurückzugewinnen und Vergeltung ausüben zu können.
  2. Anonymität als Schutzschild: Die scheinbare Anonymität im Internet senkt Hemmschwellen dramatisch. Menschen trauen sich online Dinge zu schreiben, die sie in einem persönlichen Gespräch nie, aber wirklich nie, sagen würden.
  3. Kognitive Verzerrung und Bestätigungsfehler: Menschen neigen dazu, sich vor allem an negative Erlebnisse zu erinnern und suchen intensiv nach Bestätigung für ihre eigene Sichtweise. Abgelehnte Bewerbende betrachten sich selbst selten als unqualifiziert, sondern suchen vielmehr eine externe Ursache für ein Problem.
  4. Gruppendynamik: Sehen Nutzende viele negative Rezensionen, fühlen sich bestärkt, ebenfalls eine schlechte Bewertung zu hinterlassen – selbst, wenn deren eigenen Erfahrungen gar nicht so schlecht waren. Dies führt zu einer Art digitalen ‘Shitstorm’, der die Glaubwürdigkeit des Unternehmens noch mehr und nachhaltig beschädigt.

Volkswirtschaftlicher Schaden durch unseriöse Rezensionen

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Die Problematik geht über einzelne Unternehmen hinaus. Der Missbrauch von Google Rezensionen hat auch weitreichende volkswirtschaftliche Auswirkungen, insbesondere in der Schweiz, wo Personaldienstleister eine zentrale Rolle im Arbeitsmarkt spielen:

  • Schwächung der Arbeitsvermittlung: Wenn Personaldienstleister aufgrund schlechter Bewertungen weniger Bewerbende gewinnen, sinkt die Effizienz der Arbeitsvermittlung. Offene Stellen bleiben unbesetzt, was sich negativ auf die Produktivität der Unternehmen auswirkt.
  • Verlust von Unternehmenswert: Ein schlechter Ruf führt zu weniger Kunden und somit zu Umsatzrückgängen. Unternehmen, die auf digitale Reputation angewiesen sind, können erhebliche finanzielle Schäden erleiden.
  • Erhöhte Arbeitslosigkeit: Wenn Personaldienstleister in Misskredit geraten, meiden Jobsuchende diese und verzichten auf potenzielle Karrieremöglichkeiten. Dadurch bleiben sie länger arbeitslos oder finden schlechtere Anstellungen.
  • Langfristige Marktverzerrung: Wenn Firmen mit unfairen Methoden ihre Konkurrenz schädigen, leidet die gesamte Branche. Seriöse Anbieter könnten aus dem Markt gedrängt werden, während Unternehmen mit aggressiven Bewertungsstrategien profitieren.

Was kann man dagegen tun?

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Personaldienstleister müssen sich dieser Problematik aktiv stellen. Hier sind einige effektive Massnahmen:

  • Aktive Bewertungsstrategie: Unternehmen sollten aktiv Kunden, Kandidaten und Geschäftspartner dazu ermutigen, positive Rezensionen zu hinterlassen. Je mehr echte, authentische Bewertungen es gibt, desto weniger Gewicht haben vereinzelte negative Rezensionen.
  • Schnelle Reaktion auf negative Bewertungen: Eine professionelle, sachliche Antwort kann den Schaden begrenzen. Dabei sollte man stets höflich bleiben und in der Antwort betonen, dass man für konstruktives Feedback offen ist.
  • Unberechtigte Bewertungen melden: Google bietet die Möglichkeit, Rezensionen zu melden. Zwar ist die Erfolgsquote oft gering, aber bei klar beleidigenden oder offensichtlich falschen Bewertungen kann ein Antrag auf Löschung erfolgreich sein.
  • Rechtliche Schritte prüfen: In extremen Fällen, etwa bei rufschädigenden falschen Behauptungen, kann eine rechtliche Beratung sinnvoll sein. In der Schweiz gibt es Gesetze gegen Verleumdung und Geschäftsschädigung, die Unternehmen nutzen können.
  • Reputation aktiv managen: Neben Google gibt es viele weitere Plattformen, auf denen sich Unternehmen präsentieren können. Ein professioneller Auftritt auf LinkedIn oder Kununu kann helfen, das Gesamtbild auszugleichen.

Google Rezensionen als zweischneidiges Schwert

Die Grundidee der Google Rezensionen ist gut, doch das System wird zunehmend missbraucht. Besonders Personaldienstleister sind betroffen, da ihre Dienstleistungen oft emotionale Reaktionen hervorrufen – sowohl positiv als auch negativ. Unfaire Bewertungen können massive wirtschaftliche Konsequenzen haben, während die Möglichkeiten zur Gegenwehr begrenzt sind. Unternehmen sollten sich dieser Problematik bewusst sein und aktiv daran arbeiten, ihre Online-Reputation zu schützen. Denn in einer digitalisierten Welt entscheidet nicht mehr nur die Qualität der Dienstleistung über den Erfolg, sondern auch die öffentliche Wahrnehmung – und diese wird heute massgeblich, ob wir es wahrhaben wollen oder nicht, durch Google Rezensionen geprägt.

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Eigenverantwortung beim Verfassen von Rezensionen

Das Verfassen von Google Rezensionen geht mit einer gewissen Eigenverantwortung einher. Wer sich zu oft und zu einseitig in negativen Bewertungen verliert, riskiert, dass seine Kritik abstumpft und irgendwann nicht mehr ernst genommen wird. Ein Profil, das ausschliesslich aus wütenden Rezensionen besteht, verliert an Glaubwürdigkeit – und letztlich fällt der Schaden auf die Verfasser:innen selbst zurück.

Was bewirkt der engstirnige Furor des Wutbürgertums wirklich?

Missstände lassen sich nicht durch anonyme, kleinliche Abrechnungen verbessern, sondern nur durch konstruktiven Austausch, Dialog und die Fähigkeit zur Selbstreflexion. Wer ständig anprangert, statt Lösungen zu suchen, bleibt letztlich gefangen in seiner eigenen Unzufriedenheit. Viel effizienter ist es, den direkten Weg zu suchen, auf Probleme hinzuweisen und gemeinsam an besseren Lösungen zu arbeiten. Denn echte Veränderung entsteht nicht durch digitale Empörung – sondern durch aktives, respektvolles Miteinander.