Bewerbung: Ist Ihr Eigenmarketing klug oder nur Phrasendrescherei?
Willkommen im Zeitalter der Beliebigkeit und der austauschbaren Bewerbungen. Woran das liegt? An der doofen Phrasendrescherei!
Diese darf in keinem Bewerbungstraining fehlen. Im realen Leben kommen sie gar nicht gut an. ‘Hiermit bewerbe ich mich…’, ‘Mit grossem Interesse habe ich Ihre Anzeige gelesen…’, ‘Über eine Einladung zum Vorstellungsgespräch würde ich mich freuen…’ – erkennen Sie sich wieder? Gähn!
Die Wahrheit ist: Solche Floskeln sagen nichts über Ihre Kompetenzen aus. Sie klingen höflich, das schon – aber sie verpassen die Gelegenheit, Personalverantwortliche neugierig zu machen. Denn das eigentliche Ziel einer Bewerbung ist es nicht, Höflichkeit zu demonstrieren, sondern einfach im Gedächtnis zu bleiben. Und das schaffen Sie bestimmt nicht, wenn Sie die gleichen superlangweiligen Sätze verwenden wie Tausende vor Ihnen.
Floskeln verschliessen Ihnen die Türen
Im Grunde genommen haben Standardfloskeln in Bewerbungen vor allem eines gemeinsam: Sie sagen rein gar nichts über Sie und Ihre Qualifikationen aus. Statt Eigeninitiative zu zeigen oder die passenden Fähigkeiten in den Vordergrund zu stellen, verstecken Sie sich hinter nichtssagendem Geplänkel. Dabei haben Sie nur wenige Sekunden Zeit, um zu überzeugen – und die verschwenden Sie mit Null-Aussagen.
Doch warum sind diese Floskeln so hartnäckig? Viele Bewerbende greifen auf sie zurück, weil sie denken, dass Höflichkeit und Standardsicherheit positiv bewertet werden. Oftmals entsteht der Eindruck, dass ein konservatives Bewerbungsanschreiben weniger angreifbar ist. Doch genau hier liegt das Problem: Eine Bewerbung sollte kein neutraler Standardtext sein, sondern Ihre Persönlichkeit und Ihre Kompetenzen widerspiegeln.
Floskeln vermitteln keine Leidenschaft und keine Einzigartigkeit. Sie zeigen nicht, warum gerade Sie für die Position geeignet sind. Das ist vergleichbar mit einem Restaurant, das sich mit ‘Wir bieten gutes Essen’ bewirbt – banal und wenig überzeugend. Stattdessen sollte es heissen: ‘Unsere handgemachten Ravioli, gefüllt mit regionalem Bergkäse und Kräutern, sind ein Highlight für Geniesser.’
Floskeln führen in die Falle
HR Fachleute sind darauf trainiert, zwischen den Zeilen zu lesen. Wenn eine Bewerbung voller austauschbarer Phrasen ist, entsteht schnell der Eindruck, dass die Person sich wenig Mühe gegeben hat. Im schlimmsten Fall signalisiert es sogar Unsicherheit oder einen Mangel an Selbstbewusstsein. Was stattdessen? Überlegen Sie sich, was Sie konkret auszeichnet und warum Sie sich für die Stelle interessieren. Anstatt zu schreiben: ‘Mit grossem Interesse habe ich Ihre Anzeige gelesen’, können Sie formulieren: ‘Die internationale Ausrichtung Ihres Unternehmens im Bereich Maschinenbau passt perfekt zu meiner langjährigen Erfahrung in globalen Produktionsprojekten.’
Vermeiden Sie es, Ihre Bewerbung mit Allgemeinplätzen zu füllen. Setzen Sie stattdessen auf Fakten, die Ihr Können belegen. Ihr Ziel ist es, beim Lesen direkt Bilder im Kopf der Lesenden entstehen zu lassen: ‘Aha, diese Person kann etwas, was wir wirklich brauchen!’
Im Grunde genommen haben Standardfloskeln in Bewerbungen vor allem eines gemeinsam: Sie sagen rein gar nichts über Sie und Ihre Qualifikationen aus. Es sind Worthülsen ohne Wert. Sprachlicher Ballaststoff!
Machen Sie Eindruck. Überwinden Sie das Mittelmass.
Der erste Satz entscheidet häufig darüber, ob Ihre Bewerbung überhaupt weitergelesen wird. Viele HR Fachleute überfliegen die ersten Zeilen und entscheiden innerhalb von Sekunden, ob ein Profil interessant klingt oder nicht. Gerade deshalb ist es entscheidend, sofort klarzumachen, was Sie auszeichnet. Statt sich in Höflichkeitsfloskeln zu verlieren, nennen Sie im ersten Satz direkt Ihre Kompetenz, Erfahrung oder ein spezifisches Projekt, das Sie für die Stelle qualifiziert. Warum ist der erste Satz so entscheidend?
Die HR Fachleute haben häufig mit einer Vielzahl von Bewerbungen zu kämpfen. Gerade in Berufen mit hoher Bewerberdichte bleibt kaum Zeit, jedes Anschreiben im Detail zu lesen. Der erste Satz ist somit Ihre Visitenkarte – er entscheidet, ob die Leserin oder der Leser neugierig wird oder weiterklickt.
Was macht einen guten ersten Satz aus? Ein guter erster Satz sollte:
- Neugierig machen
- Fachkompetenz zeigen
- Ihre Motivation transportieren
Praxisbeispiel: Statt ‘Mit grossem Interesse habe ich Ihre Anzeige gelesen’ könnten Sie schreiben: ‘Mit meiner fundierten Expertise im Projektmanagement und der Erfahrung in der Leitung interdisziplinärer Teams sehe ich die ausgeschriebene Position als ideale Möglichkeit, meine Kompetenzen einzubringen und Ihr Team aktiv zu stärken.’
Noch ein Beispiel: Anstelle von ‘Hiermit bewerbe ich mich als Marketing Manager’ könnten Sie formulieren: ‘Als Marketing Manager mit über fünf Jahren Erfahrung im digitalen Kampagnenmanagement sehe ich die geplante Expansion Ihres Unternehmens als spannende Herausforderung, zu der ich mit kreativen und datenbasierten Strategien beitragen kann.’
Der Mut zur Individualität: Viele Bewerbende fürchten sich davor, im ersten Satz direkt zu konkret zu werden. Doch genau diese Zurückhaltung führt häufig dazu, dass die Bewerbung im Einheitsbrei untergeht. Trauen Sie sich also, klar und pointiert einzusteigen.
Häufige Fehler im Einstieg:
- Zu allgemein: ‘Ich bin motiviert und teamfähig.’
- Zu passiv: ‘Hiermit bewerbe ich mich…’
- Zu formell: ‘Mit grossem Interesse habe ich Ihre Anzeige gelesen.’
Besser:
- Direkt und präzise: ‘Als erfahrene IT-Spezialistin mit tiefem Know-how im Bereich Netzwerksicherheit freue ich mich darauf, die Weiterentwicklung Ihrer IT-Infrastruktur aktiv zu gestalten.’
Indem Sie sofort klarmachen, was Sie zu bieten haben, steigern Sie die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Bewerbung bis zum Ende gelesen wird. Erinnern Sie sich: Der erste Eindruck zählt.
Praxisorientierte Bewerbungstipps – So geht’s richtig
Eine Bewerbung ist nicht einfach nur eine formale Notwendigkeit – sie ist Ihre persönliche Visitenkarte und Ihre Chance, sich von der Masse abzuheben. Doch wie gelingt Ihnen das ohne die klassischen Phrasen, die längst niemand mehr lesen möchte? Mit ein paar gezielten Kniffen und einer Prise Mut zur Individualität schaffen Sie es, Ihre Bewerbung frisch, authentisch und überzeugend zu gestalten.
- Nutzen Sie den Einstieg für einen Wow-Moment: Der erste Satz sollte nicht nur Aufmerksamkeit erzeugen, sondern auch eine klare Aussage treffen. Überlegen Sie sich: Was ist das Besondere an Ihnen, das Sie direkt präsentieren können? Beginnen Sie mit einer starken Aussage, die Ihre Kompetenz oder ein konkretes Projekt hervorhebt. Statt ‘Hiermit bewerbe ich mich…’ lieber: ‘Als erfahrene Produktmanagerin mit einer nachweislichen Erfolgsbilanz in der Entwicklung innovativer Markteinführungsstrategien freue ich mich darauf, Ihr Team mit meiner Kreativität und meinem analytischen Denken zu verstärken.’
- Vermeiden Sie generische Aussagen: Formulierungen wie ‘Ich bin teamfähig und belastbar’ oder ‘Ich arbeite zielorientiert’ haben längst ausgedient. Warum? Weil sie austauschbar und wenig aussagekräftig sind. Stattdessen: Stellen Sie dar, wie sich diese Fähigkeiten konkret in Ihrer Berufspraxis gezeigt haben. Beispiel: ‘In meiner letzten Position als Teamleiterin konnte ich die Projektabwicklung durch die Einführung agiler Methoden um 30 % beschleunigen.’
- Erfolgsbeispiele wirken überzeugender: Nennen Sie konkrete Resultate statt allgemeiner Floskeln. HR Fachleute wollen sehen, was Sie tatsächlich geleistet haben. Statt ‘Ich bin verantwortungsbewusst’ lieber: ‘Während meiner Tätigkeit bei XY habe ich die Umstrukturierung des Kundenservices geleitet und damit die Kundenzufriedenheit um 15 % gesteigert.’ Zahlen, Fakten und konkrete Projekte hinterlassen einen bleibenden Eindruck.
- ATS-Systeme gekonnt umschiffen: Gerade bei Bewerbungen in grossen Unternehmen entscheidet häufig ein Applicant Tracking System (ATS) darüber, ob Ihr Lebenslauf überhaupt von einem Menschen gelesen wird. Achten Sie darauf, relevante Keywords aus der Stellenausschreibung einzubauen, aber vermeiden Sie übertriebene Keyword-Stuffing. Eine natürliche Integration der Begriffe erhöht die Chancen, durch das System zu kommen.
Praxisbeispiel: Wenn in der Stellenausschreibung ‘Projektmanagement’ gefordert wird, nutzen Sie den Begriff gezielt: ‘Mit meinen zehn Jahren Erfahrung im Projektmanagement und meiner Fähigkeit, interdisziplinäre Teams zu koordinieren, habe ich komplexe IT-Projekte erfolgreich umgesetzt.’
- Erwecken Sie Ihre Motivation zum Leben: Warum möchten Sie genau diese Stelle? Statt die übliche Phrase ‘Ich suche eine neue Herausforderung’ zu verwenden, erzählen Sie lieber konkret, was Sie an dieser Position begeistert. Beispiel: ‘Die Innovationskraft Ihres Unternehmens im Bereich Medizintechnik hat mich schon lange beeindruckt. Die Möglichkeit, als Produktentwickler aktiv zur Markteinführung neuer Diagnoseverfahren beizutragen, sehe ich als spannende Aufgabe, bei der ich meine Expertise gezielt einsetzen kann.’
Zusatz-Tipp: Versetzen Sie sich in die Perspektive der Recruiter:innen: Was möchten sie über Sie wissen? Was macht Sie für die ausgeschriebene Stelle besonders wertvoll? Je konkreter Ihre Antworten darauf sind, desto besser.
Mut zur Persönlichkeit
Mut zur Persönlichkeit zahlt sich aus! Trauen Sie sich, Ihre individuelle Geschichte zu erzählen, anstatt sich hinter Höflichkeitsphrasen zu verstecken. Denn gerade in einer Zeit, in der die meisten Bewerbungen wie aus dem Baukasten wirken, sind Persönlichkeit und Originalität Ihre grössten Pluspunkte. Nutzen Sie diese Chance!
Vielleicht fragen Sie sich jetzt: Reicht es wirklich, einfach ein paar Floskeln wegzulassen, um aus der Masse herauszustechen? Die Antwort ist: Ja – aber es geht um mehr als nur das Weglassen. Es geht darum, eine Verbindung herzustellen und beim Lesenden einen Aha-Moment zu erzeugen. Eine gute Bewerbung ist wie eine kurze, spannende Geschichte über Ihre berufliche Reise. Sie sollte neugierig machen, fesseln und überzeugen.
Persönlichkeit schlägt Perfektion: Bewerbungen sind keine Maschinenprotokolle. Auch wenn es verlockend ist, alles perfekt und makellos erscheinen zu lassen – Personaler möchten keine makellosen Roboter einstellen, sondern Menschen mit Ecken, Kanten und echten Stärken. Zeigen Sie, was Sie bewegt, was Sie motiviert und warum Sie genau diese Position reizt. Trauen Sie sich, Ihre individuellen Erfahrungen hervorzuheben, anstatt sich hinter Standardformulierungen zu verstecken.
Die Perspektive der Personalverantwortlichen: Stellen Sie sich vor, Sie müssten täglich Dutzende von Bewerbungen lesen. Immer die gleichen Formulierungen, die gleichen unverbindlichen Phrasen. Jetzt denken Sie an die Bewerbung, die mit einem packenden Satz beginnt, die eine authentische Motivation spürbar macht und die genau zeigt, warum die Person sich für die ausgeschriebene Stelle interessiert. Wäre das nicht eine erfrischende Abwechslung? Genau darauf kommt es an!
Praktischer Tipp zum Schluss: Nehmen Sie sich nach dem Schreiben Ihrer Bewerbung bewusst ein paar Stunden oder einen Tag Zeit, bevor Sie den Text erneut lesen. Fragen Sie sich: Würde ich mich selbst einstellen, wenn ich diese Bewerbung lese? Kommt meine Motivation klar rüber? Ist meine Kompetenz sofort erkennbar? Wenn die Antwort auf eine dieser Fragen ‚Nein‘ lautet, feilen Sie weiter – bis der Text authentisch und überzeugend klingt.
Mut zur Persönlichkeit zahlt sich aus! Trauen Sie sich, Ihre individuelle Geschichte zu erzählen, anstatt sich hinter Höflichkeitsphrasen zu verstecken. Denn gerade in einer Zeit, in der die meisten Bewerbungen wie aus dem Baukasten wirken, sind Persönlichkeit und Originalität Ihre grössten Pluspunkte. Nutzen Sie diese Chance. Unbedingt. Konsequent!