Das ‚German-Bashing’ ist doof.
Die Deutschen werden zum neuen Feindbild in der Schweiz. Verdienen Sie das? Nein!
junge Politikerin, Mitglied des Nationalrates und einer rechtskonservativen Partei, die Einwanderung von Deutschen in die Schweiz beschränken wollte, kochte es in der Medienlandschaft über. Was hat es auf sich? Ist es ein Sturm im Wasserglas? Die besagte Politikerin ist eigentlich ein Bantamgewicht. Sie ist bekannt für holzschnittartige Ankündigungen, eine bescheidene Denkweise und herbe Äusserungen gegen Ausländer/-innen. Wenn es um die lösungsorientierte Sachpolitik geht, ist sie meistens wortkarg und desinteressiert. Ihre monothematische Partei verliert im Moment an Terrain. Das frustriert und macht wütend. Da kann man fast ein wenig Verständnis aufbringen, wenn dann von Zeit zu Zeit der verbale Zweihänder durch die Luft zischt und dieser wenige Moleküle aufwirbelt. Frei nach William Shakespeare: Viel Lärm um nichts!
Als kürzlich eineDie Einwanderung bringt sicher nicht nur Vorteile. Es wird enger in der Schweiz, der Konkurrenzkampf um Wohnraum wie auch gute Arbeitsplätze nimmt zu und die gesellschaftlichen Veränderungen können Desorientierung auslösen. Wie schon oft in diesem Blog erwähnt, sind erfolgreiche Volkswirtschaften sexy und ziehen deshalb auch vermehrt Menschen an, die ihr Glück hier versuchen möchten.
Die teutonische Welle, die angeblich das helvetische Brachland überschwemmt, ist ein Märchen.
Die Schweiz kann sich glücklich schätzen, wenn die gut qualifizierten Deutschen kommen, sich hier wohlfühlen und niederlassen. Die meisten von ihnen haben geringe Integrationsmühen, weil die Sprachhürde niedrig ist, viele unser Land sehr schätzen und in Sachen Ausbildung meistens das an Wissen mitbringen, was der Arbeitsmarkt sucht und verlangt. Selbstverständlich ist im Moment das Verhältnis zwischen der Schweiz und Deutschland nicht besonders gut. Die zweifelhaften Bemerkungen von ‚Peitschen-Peer’ bleiben unvergessen. Die mühsamen Querelen in Sachen Flugstreit und die zuweilen uferlosen Diskussionen betreffend Schwarzgeld belasten die Beziehung über Gebühr. Sicher ist es nervend, wenn Deutschland so tut, als wären wir ein Bundesland und kein souveräner Staat.
Was hat das aber mit den deutschen Staatsbürgern zu tun, die in der Schweiz leben? Gar nichts. Sie bewundern bei uns sehr oft gerade das, was sie bei sich zuhause vermissen: Echtes politisches Mitsprache- und Gestaltungsrecht an der Basis, solide finanzielle Verhältnisse, keine staatlichen Raubritter, die jeden Tag neue Steuern erfinden und Lebensverhältnisse auf gutem Niveau. Zudem sind die Berge höher und schöner. Alle wollen das. Und die Deutschen sowieso. Das sollte uns adeln.
Das ‚German-Bashing’ ist doof. Wir sollten es damit in diesem Land nicht übertreiben oder besser vermeiden. Viele Deutsche haben sich bestens in unsere Gesellschaft und Wirtschaft eingefügt. Sie sind meistens bienenfleissig und stark beflissen durch hervorragende Leistungen angenehm aufzufallen. Sie zahlen nicht nur kräftig Steuern, sondern auch eine erkleckliche Summe in das Sozialversicherungssystem ein. Die wenigsten von Ihnen liegen uns wirklich auf den Taschen. Ihre beruflichen Kenntnisse sind meisten für diesen Arbeitsmarkt mehr als willkommen und wir sollten nicht vergessen, dass ihr volkswirtschaftlicher Beitrag am Wohlstand dieses Landes nicht unbedeutend ist. Ein bisschen mehr Gelassenheit würde uns Schweizer und Schweizerinnen gut tun, wenn es um die Deutschen geht. Die meisten von ihnen lieben unser Land aufrichtig. Oft sind sie fast die besseren Helvetier und intimeren Kenner der hiesigen Verhältnisse. Ein sachlicher, respektvoller Umgang ist dem sozialen Kitt viel zuträglicher, als die dümmlichen Bemerkungen von ein paar Scharfmachern, die sich in ihrer urhelvetischen Befindlichkeit gestört fühlen und immer noch nicht begriffen haben, dass auch viele Schweizer in Deutschland leben und diese dort besonders geschätzt werden.
Es ist Zeit gegenüber den Deutschen unsere aufrichtige Wertschätzung wieder ein wenig akzentuierter zum Ausdruck zu bringen. Zudem kann sich dieses Land eine unsägliche xenophobe Grundhaltung nicht leisten. Wir brauchen gut ausgebildete Ausländer und Ausländerinnen, damit das Licht nicht ausgeht.
Das Verhältnis zu Deutschland bleibt jedoch anspruchsvoll. Dieser LINK mit dem Titel ‚Mögen uns die Deutschen nicht?‘ zeigt auf, warum die Nachbarschaft manchmal anstrengend ist.