Den Gesundheitsberufen geht die Luft aus. Wann kommt Sauerstoff?
Der Schweiz geht das Gesundheitspersonal langsam aber sicher aus. Auch die Pflegeroboter werden das Problem nicht lösen.
Wie schon oft in diesem Blog thematisiert, wird die Personalsituation im medizinischen Bereich immer dramatischer. Auch mit der vom schweizerischen Stimmvolk knapp angenommenen Masseneinwanderungsinitiative vom 9. Februar 2014, wird es nicht leichter werden. Der Mangel an guten Ärzten und Pflegepersonal ist evident. In den Berufen wie Hebammen, Ergo- und Physiotherapeuten wird er gewaltig zunehmen. Das kann man auch mit grossen Ausbildungsanstrengungen nicht mehr beheben.
Eine interessante und lesenswerte Studie der ZHAW und des Berner Büros für arbeits- und sozialpolitische Studien BASS hat erstmals den zukünftigen Bedarf an Fachpersonen in den Gesundheitsberufen Hebamme, Ergo- und Physiotherapie untersucht. Speziell berücksichtigt werden darin die ausländischen Arbeitskräfte. Ihr Anteil dürfte sich in Folge oben erwähnten Abstimmung deutlich verringern.
- Derzeit sind schweizweit gegen 11‘000 Personen (7‘978 Vollzeitstellen) in der Physiotherapie, knapp 3‘500 (2‘244 Vollzeitstellen) als Hebammen und beinahe 2‘500 (1‘610 Vollzeitstellen) in der Ergotherapie beschäftigt.
- Bis im Jahr 2025 werden allerdings erheblich mehr Fachleute nötig sein. Gründe dafür sind das Bevölkerungswachstum, die Zunahme von chronischen Erkrankungen, die demographische Alterung, aber auch das Erschliessen von neuen Tätigkeitsfeldern durch die Gesundheitsberufe.
- Der grösste Zuwachs zeichnet sich bei den Hebammen ab. Die lassen sich auch schlecht durch Roboter ersetzen. Bei dieser Berufsgruppe prognostiziert die Studie (siehe Ende diese Beitrages) eine starke Bedarfssteigerung von 40% gegenüber heute.
- In der Ergotherapie wird es 36% und in der Physiotherapie 23% mehr Berufsleute brauchen. Ob die Versorgungssicherheit angesichts der zusätzlich benötigten Health Professionals auch in Zukunft gewährleistet ist, hängt zum einen von der Anzahl Studienplätze ab und ist zum anderen an die Entwicklung der Arbeitsmigration gekoppelt.
In den letzten Jahren wanderten jährlich etwa gleich viele ausländische Fachkräfte aus allen drei Berufsgruppen in die Schweiz ein, wie in der Schweiz pro Jahr ausgebildet werden. Reduziert sich der Anteil ausländischer Gesundheitsfachkräfte in den kommenden Jahren substanziell, zeichnen sich gemäss der Studie ab 2020 für alle drei Berufe wachsende Versorgungslücken ab. Vermeiden lässt sich dies, indem man die Zahl Studienplätze in der Schweiz erhöht. Peter C. Meyer, Direktor des ZHAW-Departements Gesundheit, bilanziert:
«Im Grunde genügen die Ausbildungskapazitäten schon heute nicht mehr: Rund ein Drittel der in der Schweiz beschäftigen Gesundheitsfachleute stammen aus dem Ausland und haben dort auch ihr Diplom erworben. In Zukunft müsste die Schweiz noch viel mehr ausländisches Personal rekrutieren, was aus politischen, wirtschaftlichen und ethischen Gründen nicht möglich ist.»
Mehr Ausbildungsplätze und längere Berufsverweildauer
Nicht nur bei Ärzten und Pflegefachpersonen, sondern auch bei Hebammen, Ergo- und Physiotherapeuten braucht es mehr Ausbildungsplätze. Um einem drohenden Fachpersonenmangel entgegenzuwirken, gilt es gemäss ZHAW-Studie zudem, die Berufsverweildauer zu steigern. Die berufsbefähigenden Bachelorabschlüsse und die weiterführenden Masterstudiengänge ermöglichen interessante Laufbahnen in den Gesundheitsberufen. Diese sollten von den Praxisinstitutionen vermehrt empfohlen und in Stellenprofilen explizit vorgesehen werden.
Für die Berufsleute lassen sich damit Anreize schaffen, um länger und mit einem höheren Arbeitspensum im erlernten Gesundheitsberuf zu bleiben.
Zu diesem Thema möchte PersonalRadar noch auf diesen Beitrag des Schweizer Nachrichtenmagazins 10v0r10 aufmerksam machen:
Klicken Sie auf den nachfolgenden Link, wenn Sie die Studie durchstöbern möchten:
Job- und Personalsuche für Hebammen, Physio- und Ergotherapeuten/-innen: