Die Rechtschreibung röchelt und kämpft um ihre Existenz. Duden steigt aus dem Grab.
Sie schreiben. Jeden Tag. Sie wissen nicht wie ein bestimmtes Wort korrekt geschrieben wird. Kein Problem. Der Griff zum Duden ist zur Selbstverständlichkeit geworden.
Alle verlassen sich darauf. Schliesslich bestimmt dieses Standardwerk unsere Rechtschreibung. Leider ist seit einiger Zeit kein Verlass darauf. Die Rechtschreibung im deutschen Sprachraum ist auf der Intensivstation.
Was hat das nun mit Bewerbungen auf Stellenangebote zu tun? Viel! Ein Motivationsschreiben, das in Sachen Grammatik und Orthografie an Krücken geht, weil die Menschen einfach nicht mehr sicher sind, wie korrekt geschrieben wird, hat es besonders schwer.
Verschiedene Organisationen, zum Beispiel die Schweizer Orthographische Konferenz (SOK) oder der Verband der Schweizer Fachjournalisten, verlangen einen Aufschub der sogenannten Rechtschreibereform. Denn die Reform hat sich zu einem zähnefletschenden Scheusal entwickelt und frisst inzwischen jene auf, die eigentlich davon profitieren sollen. Seit 1996 wird reformiert, verändert, verworfen, korrigiert und vieles mehr unternommen, um die richtige Rechtschreibung ins recht Licht rücken zu können. Im Moment fristet diese aber ein Schattendasein und läuft Gefahr aufgrund falscher therapeutischer Ansätze weiterhin krank zu bleiben. Nachfolgend ein kleines Beispiel:
Der Leidensweg von ‚Es tut mir leid’ (Quelle: NZZ)
- 1791
‚Es tut mir leid’ (Adelungs Vollständige Anweisung zur Deutschen Orthographie)
- 1996
‚Es tut mir Leid’ (Neuregelung)
- 2001
Im Bericht der Kommission für Rechtschreibung steht folgendes: ‚Die Sprachgemeinschaft hat sich nach anfänglichem Zögern an die Schreibung Leid tun mit substantivischer Interpretation von Leid gewöhnt. Eine neuerliche Änderung verunsichert unnötig und bringt die Wörterbuchverlage in Schwierigkeiten
- 2004
Steht in der Pressemitteilung der deutschen Kultusministerkonferenz folgendes: ‚Für den Fall Leid tun wird die neue zusätzliche Variante leidtun eingeführt. Damit wird der Tatsache Rechnung getragen, dass sich eine eindeutige Entscheidung für adjektivischen und substantivischen Gebrauch nicht treffen lässt.’
- 2005
Der Rat für deutsche Rechtschreibung korrigiert und kommt zu alten Schreibweise ‚Es tut mir leid’ zurück.
Die ganze ‚Reform’ trägt inzwischen dazu bei, dass die Rechtschreibung einer wachsenden Nachlässigkeit ausgesetzt ist. Es spielt anscheinend keine Rolle mehr, wie man etwas korrekt schreibt. Da kann einem die deutsche Sprache nur noch leid tun.
Es ist an der Zeit, dass die neue Rechtschreibung zu ihrem Recht kommt, damit die Menschen wieder wissen, wie Texte richtig geschrieben werden und die allgemeine Verunsicherung endlich aufhört.