Ist die offizielle Arbeitslosenquote vergangenheitsorientiert?
Der schweizerische Arbeitsmarkt ist, trotz ersten Silberstreifen am Wirtschaftshorizont und ersten Anzeichen einer Konjunkturerholung, düster. Viele Branchen kämpfen mit einer schlechten Auftragslage. Da ist man froh, wenn man das Personal halten kann und niemand entlassen muss. Bei anderen ist es zappenduster. Es läuft dort, ausser bei den Anträgen für Kurzarbeit, gar nichts mehr. Viele wissen jedoch, dass nach einer gewaltigen Flaute meistens ein flotter Wind aufkommt!
Die offizielle Arbeitslosenquote ist gemäss einiger Nationalökonomen stark vergangenheitsorientiert. Mit verbesserten Berechnungsmodellen soll es gelingen aussagekräftigere Frühindikatoren zu entwickeln, die in der Lage sind, die wirtschaftliche Realität besser spiegeln zu können. George Sheldon, Leiter der Forschungsstelle für Arbeitsmarkt- und Industrieökonomie (FAI) am Wirtschaftswissenschaftlichen Zentrum (WWZ) der Uni Basel hat dazu eine sehr interessante und hoch aktuelle Studie verfasst. Vielleicht haben Sie in den nächsten Tagen ein wenig Zeit, seine interessante Theorie besser verstehen zu können. Mit dieser Link kommen Sie direkt dazu.
‚Retention’ wird in den nächsten Monaten das Zauberwort heissen. Retention kommt aus dem Lateinischen ‚retinere’ und bedeutet soviel wie ‚zurückhalten’. Bei einer schwierigen Wirtschaftslage werden in der Regel sofort Personalbestände reduziert, um die laufenden Kosten möglichst niedrig zu halten. Eine bekannte Sache. Mit der zunehmenden Spezialisierung vieler Arbeitsprozesse gibt es aber auch immer mehr Mitarbeitende, die extremes Nischenwissen besitzen, das nicht einfach, sobald die Volkswirtschaften sich wieder erholen und anziehen, auf dem freien Arbeitsmarkt gefunden werden kann.
Die Wiedergewinnung solcher Spezialisten/-innen kann schnell sehr viel Geld kosten und die Bilanzen unerfreulich stark belasten. Besser ist es solche Fachkräfte zu halten und mit ihnen das Gespräch zu suchen, damit sie unter Umständen vorübergehend auch Tätigkeiten verrichten und Verantwortung für Bereiche übernehmen, die nicht unbedingt zur beruflichen Kernkompetenz gehören. Sobald nämlich der Arbeitsmarkt anzieht, sind bekanntlich solche Fachkräfte schnell wieder weg und die neue, meistens aufwendige Suche fängt wieder von vorne an.