Nov 20

Vom Glühwein zur Gratwanderung – die betriebliche Weihnachtsfeier als Minenfeld

Author: PersonalRadar

Die betriebliche Weihnachtsfeier ist ein Event, das sich fest im Kalender vieler Unternehmen etabliert hat. Es ist ein Abend voller Möglichkeiten: Kolleginnen und Kollegen in entspannter Atmosphäre erleben, gemeinsame Erfolge feiern und das Jahr besinnlich ausklingen lassen.

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Gleichzeitig lauern hier aber auch Fettnäpfchen, die schnell dazu führen können, dass die Feier einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt. Die Kunst besteht darin, sich locker, charmant und professionell zugleich zu präsentieren – eine Herausforderung, die viele unterschätzen. Wie also macht man das Beste aus dem festlichen Anlass? Werfen wir einen genauen Blick auf Chancen, Risiken und ungeschriebene Regeln.

Die schönen Seiten: Netzwerken bei Glühwein und ‘Weihnachtsguetzli’

Eine Weihnachtsfeier ist die ideale Gelegenheit, berufliche Beziehungen in einem informellen Rahmen zu stärken. Oft verbringt man den Grossteil des Jahres mit denselben Kolleginnen und Kollegen aus der eigenen Abteilung. Die Weihnachtsfeier bietet jedoch die Möglichkeit, auch einmal die Menschen aus anderen Teams kennenzulernen. Vielleicht sprechen Sie plötzlich mit der Marketing-Kollegin, die das Jahr über immer beschäftigt wirkte, oder mit dem neuen Mitarbeitenden, der bisher kaum aus seiner Rolle herauskam. In diesen Gesprächen können sich Verbindungen entwickeln, die nicht nur das soziale Klima verbessern, sondern auch im beruflichen Kontext von Vorteil sein können.

Auch das Gespräch mit Vorgesetzten kann an diesem Abend lockerer ablaufen. Manchmal reichen ein kurzer Dank für das Engagement des Teams oder eine humorvolle Bemerkung, um das Eis zu brechen. Gerade in grösseren Unternehmen, in denen Führungskräfte oft unnahbar erscheinen, kann ein solcher Austausch wertvolle Brücken bauen.

Doch Vorsicht: Dies ist kein Freibrief, um geschäftliche Anliegen vorzubringen. Wer den Chef oder die Chefin zwischen Apéro und Dessert um eine Gehaltserhöhung bittet, zeigt nicht nur schlechtes Timing, sondern wirkt auch unprofessionell.

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Zusätzlich zu den persönlichen Begegnungen stärkt eine gelungene Feier den Teamgeist. Gemeinsame Erinnerungen, die mit Humor und Leichtigkeit verbunden sind, schaffen ein Gefühl von Zusammengehörigkeit. Ein unterhaltsames Quiz, eine lockere Ansprache oder eine Überraschungseinlage können den Abend zu einem Highlight machen, das weit über die Feier hinaus positiv nachwirkt. Diese gemeinsamen Erlebnisse fördern das Arbeitsklima und steigern die Motivation – ein Ziel, das keine Strategie oder Teambuilding-Massnahme so spielerisch erreichen kann.

Die Tücken: Fettnäpfchen, die man besser vermeidet

Trotz der vielen Chancen gibt es auch eine Reihe von Stolperfallen, die man auf einer Weihnachtsfeier geschickt umgehen sollte. Der Klassiker ist und bleibt der übermässige Konsum von Alkohol. Während der erste Glühwein oder ein Glas Wein für die meisten harmlos ist, kann ein zweites oder drittes Glas schnell dazu führen, dass die Zunge lockerer wird, als es der Anlass erlaubt.

Spätestens wenn Gespräche laut oder übergriffig werden, ist der Punkt erreicht, an dem das charmante Image Risse bekommt. Es gibt unzählige Geschichten von Mitarbeitenden, die nach einer solchen Feier mit unangenehmen Spitznamen an den Arbeitsplatz zurückkehrten.

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Auch das Buffet ist eine heikle Zone. Wer sich zu gierig auf die besten Häppchen stürzt oder seinen Teller so volllädt, dass kaum noch Platz für Dessert bleibt, hinterlässt selten einen positiven Eindruck. Vielmehr zeugt es von Stil, sich dezent zu bedienen und anderen den Vortritt zu lassen. Ebenso wichtig ist es, beim Smalltalk nicht in heikle Themen wie Politik oder Religion abzudriften. Solche Gespräche enden selten harmonisch und können die Stimmung nachhaltig trüben.

Besonders gefährlich wird es auf der Tanzfläche. Hier kommt es immer wieder zu Szenen, die in die Bürogeschichte eingehen – meist aus den falschen Gründen. Ein übermotivierter Solo-Tanz oder ein improvisierter Breakdance-Move mag in dem Moment witzig wirken, doch spätestens am nächsten Arbeitstag werden solche Auftritte selten als glanzvoll angesehen. Wer das Tanzbein schwingen möchte, sollte sich an den Takt der Musik halten und vermeiden, zu sehr im Mittelpunkt zu stehen.

Die ungeschriebenen Regeln: Stilvoll und sicher durch den Abend

Die ungeschriebenen Regeln einer Weihnachtsfeier lassen sich in einem Wort zusammenfassen: Balance. Es geht darum, präsent zu sein, ohne sich aufzudrängen, und locker zu wirken, ohne die professionelle Distanz zu verlieren. Ein gutes Beispiel ist die Wahl der Kleidung. Auch wenn der Dresscode ‘casual’ lautet, also lockere, aber gepflegte Freizeitkleidung, sollte man dies nicht wörtlich nehmen. Ein gepflegtes Outfit signalisiert Respekt für den Anlass und sorgt dafür, dass man nicht negativ auffällt. Wer unsicher ist, liegt mit ‘business casual’, also lockere, aber gepflegte Freizeitkleidung immer richtig.

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Das Verhalten während der Feier spielt eine ebenso grosse Rolle. Ein lockerer, freundlicher Umgangston ist genauso wichtig wie der Respekt gegenüber den Organisatoren. Ein einfaches ‘Danke für die schöne Feier’ kann Wunder wirken und zeigt, dass man die Mühe oder Kosten hinter dem Anlass zu schätzen weiss. Gleichzeitig sollte man darauf achten, nicht die ganze Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Wer zu dominant auftritt, wirkt schnell unangenehm – und das bleibt oft länger in Erinnerung, als einem lieb ist.

Ein oft unterschätzter Punkt ist der Abschied. Einfach zu verschwinden, mag bequem sein, wirkt jedoch unhöflich. Ein kurzer Abschied bei den Organisator:innen und den wichtigsten Kolleginnen und Kollegen signalisiert Respekt und rundet den Abend positiv ab. Gleichzeitig sollte man es vermeiden, bis zum allerletzten Moment zu bleiben. Wer Teil der letzten Runde ist, läuft Gefahr, in unangenehme Szenen verwickelt zu werden, die später Gesprächsthema am Arbeitsplatz sind.

Wenn doch mal etwas schiefgeht: Geschichten, die das Arbeitsleben bereichern

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Auch bei bester Vorbereitung läuft nicht immer alles glatt – und genau das macht eine Weihnachtsfeier oft besonders. Kleine Missgeschicke oder peinliche Momente gehören dazu und sorgen für den menschlichen Touch. Erinnern Sie sich an die Kollegin, die beim Wichteln aus Versehen das Geschenk für den Chef öffnete und sich lautstark über den ‘Schnickschnack’ beschwerte? Solche Episoden werden mit einem Augenzwinkern betrachtet und geben zukünftigen Feiern ihren Charme.

Oder der Kollege, der bei der Karaoke-Einlage den Text völlig falsch interpretierte und die Melodie zum kreativen Desaster machte. Solange solche Momente nicht ausarten und man selbst darüber lachen kann, bleiben sie in positiver Erinnerung. Wichtig ist nur, dass sie die Ausnahme bleiben und nicht zur Gewohnheit werden. Die besten Geschichten einer Weihnachtsfeier entstehen oft aus unerwarteten Momenten – und genau das macht sie so besonders.

Fazit: Balance zwischen Lockerheit und Professionalität

Die betriebliche Weihnachtsfeier ist mehr als nur ein festlicher Anlass. Sie ist eine Bühne, auf der Kolleginnen und Kollegen, Vorgesetzte und Mitarbeitende in einer anderen, entspannteren Rolle auftreten können. Sie bietet Chancen, Kontakte zu knüpfen, Sympathiepunkte zu sammeln und das Miteinander zu stärken. Gleichzeitig verlangt sie ein gutes Gespür für Mass und Taktgefühl.

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Wer charmant, respektvoll und mit einem Hauch von Selbstironie auftritt, wird den Abend als positiven Abschluss des Jahres erleben. Und sollte doch einmal etwas schiefgehen? Nehmen Sie es mit Humor. Denn die besten Erinnerungen entstehen oft aus Momenten, die man im ersten Augenblick am liebsten ungeschehen machen würde – aber Jahre später noch immer für herzhaftes Lachen sorgen.