Was bringt der Striptease der persönlichen Befindlichkeit? Probleme.
Sie sind seit Jahren im Netz. Sie gehen mit der Zeit. Sie sind modern. Vielleicht sind sie ein Opfer.
Das Netz kann klebrig sein und sie zappeln lassen, wenn sie nicht vorsichtig sind. Es kann zur Falle werden. Die grosse Internetspinne wickelt immer mehr Nutzende in ein digitales Seidenhemd, saugt sie leer und wirft die Hülle fort. Denn das Internet ist masslos gierig und braucht täglich neue Opfer. Wer gut aufpasst geht der Spinne nicht ins Netz. Alle Menschen sind eitel. Das ist normal. Das Interesse schmeichelt und viele haben es gerne, wenn Aufmerksamkeit geschenkt wird. Auch das moderne Lächeln schenkt man neuerdings elektronisch. Selbst die kleinen Geschenke und andere sozialen Duftmarken, werden über das Internet erledigt. Die elektronischen Blumensträusse und Komplimente werden zum Alltag.
Zwischen peinlicher Selbstentblössung und sachlicher Selbstdarstellung ist die Distanz leider oft klein. So klein wie das Mundwerkzeug der Spinne, die ihr süsses Gift langsam einträufelt und die Sinne einschläfert.
‚Hast du den oder die schon gegoogelt’ oder ‚Ach, die peinlichen Fotos in Instagram’ hört man immer wieder. Es werden private, zuweilen sogar schon sehr intime, Informationen dem Netz anvertraut. Handlungen wie zum Beispiel, das Fotografieren der letzten Sause, als man sturzbetrunken in einem dämmerigen Nachtlokal sich übergeben musste, die Saufkumpanen das mit dem Handy fotografierten und hemmungslos wie auch ungefragt ins Netz stellten, sind heute Alltag. Das Internet ist eine schnell wachsende Müllhalde. Das ‚Byte-Recycling’ von noch brauchbaren Infoanteilen ist zu einem fetten Geschäft der tranigen ‚Trash-Kultur’ geworden, die in Echtzeit, die frisch ‘gepiercte’ Brustwarze von irgendwelchen medialen Eintagsfliegen, zum wichtigen Tagesereignis hochstilisiert. Die virtuelle Umgebung stinkt wie ein faulender Sumpf. Er macht alles weich und bringt selbst solide Informationen zum Einstürzen. Nichts ist mehr sicher.
Der Striptease der persönlichen Befindlichkeit geht um die Welt wie eine fürchterliche Seuche. Alle sind online und breiten ihr Leben wie eine Landkarte aus. Es ist praktisch nur privat und nicht geschäftlich. Die Topografie ist meistens flach und verdriesslich. Das Internet leidet nie an Demenz. Es hat ein superscharfes Gedächtnis. Denn die knurrenden Mägen der ‘Serverfarmen’ sind gierig auf solche Geschichten. Sie lösen Linklawinen aus, ernähren die nimmersatte Neugier nach ‚Junk-Stories’ und gaukeln allen, soziale Wärme und Aufmerksamkeit vor.
Sie sind in einem Bewerbungsprozess. Ein Traumjob vielleicht. Die Personalabteilung findet jedoch Peinlichkeiten über Sie im Internet. Was dann? Meistens ist es dann aus mit der Herrlichkeit. Sie fliegen im hohen Bogen aus dem Rekrutierungsprozess und werden mit einem Standardbrief abgekanzelt. Nur weil Sie der Spinne ins falsche Netz gerieten. Also – passen Sie auf Ihre Daten auf. Sie können Schaden anrichten wie verlorene Kreditkarten!