Die Ventilklausel nimmt keinen Druck weg. Es wird munter weiter pfeifen.
Die Einschränkung der Personenfreizügikeit und die Ausrufung der Ventilklausel sind mögliche Massnahmen, um die Einwanderung besser steuern zu können. Sie sind aber nicht die Lösung.
Jedes Jahr wandern Zehntausende Menschen in die Schweiz ein. Beruflich Qualifizierte wie auch Nichtqualifizierte. Es wird langsam eng im Land. Viele denken darüber nach, dass die Personenfreizügigkeit eingeschränkt werden muss und sogar die Ventilklausel zur Anwendung kommen soll. Diese Massnahmen lassen aber keinen Druck ab, wenn es um den Fachkräftemarkt gibt.
Denn der Mangel an Hochqualifizierten in den Bereichen Informatik und Telekommunikation (ICT) bleibt auf einem gefährlich hohen Niveau bestehen. Es geht inzwischen sogar die Diskussion um, dass die Kontingente nicht nach Herkunftsländern, sondern nach Branchen verteilt werden müssten. Es braucht nicht mehr Bauleute aus Deutschland! Es braucht endlich mehr Informatiker. Woher sie kommen spielt keine Rolle. Hauptsache sie können was.
Mit anderen Worten es gibt sicher genügend Schreiner in der Schweiz, auch wenn diese Berufsgruppe nach wie vor zum Beispiel aus Deutschland oder Österreich einwandert. Aber die Computer- und Telekommunikationsingenieure zum Beispiel aus Indien, China oder den USA fehlen uns an allen Ecken und Enden. Da sie aber aus sogenannten Drittstaaten kommen ist die Zuwanderung dieser Fachkräfte besonders strikt und resolut geregelt. Warum wird diese veraltete Anwendung der Kontingente nach Herkunftsländern nicht endlich aufgehoben?
Es ist einfach grotesk, dass jeder Kanton ein gewisses Kontingent erhält. Denn die Nachfrage nach Fachkräften für die Computerindustrie ist in den grossen wirtschaftlichen Ballungsgebieten wie Zürich, Basel oder Genf einfach nun mal ein Vielfaches grösser als im wirtschaftlich strukturarmen Kanton Glarus. Selbstverständlich braucht es auch Computerfachleute in Glarus, aber weitaus weniger. Viele hoch dotierten IT-Fachleute findet man nicht mehr in Europa. Sie sind global verstreut. Werden Sie kontaktiert und erhalten Sie eine ‚Swiss-Greencard’, dann kommen sie auch. Für viele dieser genialen jungen IT-Freaks wäre es die Chance aus der wirtschaftlichen Misere zu kommen und berufliche Chancen realisieren zu können, die sich so in der Heimat einfach nicht bieten.
Auch die administrativen Hürden sind nach wie vor lächerlich hoch.
Gerade kleine Firmen leiden darunter, wenn viel Arbeitskraft für die Anträge und die Nachbearbeitung dieser draufgeht. Im schlimmsten Fall schliesst die Firma und geht an einem Ort wieder auf, wo die Administration und das Zulassungsprozedere einfacher ist. Oder sie lagert Projekte dorthin aus, wo die IT-Kompetenz vorhanden ist. Gemäss der Statistik wurden die Kontingente für Fachkräfte im Jahr 2011 nicht ausgeschöpft. Viele Betriebe lagern jedoch einen Teil der Entwicklung aus und nehmen in Kauf, dass das mit interkulturellen und anderen Problemen befrachtet ist. Aber lieber so, als ewig auf den Staat warten zu müssen bis sich dieser bewegt und die Nöte der IT-Industrie zur Kenntnis nimmt. Wahrscheinlich geht dort das Licht erst an, wenn es auf der anderen aus geht. Dann ist es zu spät. Ohne gute IT-Produkte, denen intelligente Software Leben einhaucht geht gar nichts. Die Software ist immer noch humane Brainware. Die richtet sich nicht nach den helvetischen Kontingenten des Staates.