Die doofe Frage nach der ‚Familienkiste‘ ist nicht totzukriegen.
Es ist bedauerlich, dass solche stereotype Fragen immer noch in einigen Personalabteilungen auftauchen. Die Annahme, dass Frauen zwangsläufig eine Familie gründen wollen oder einen Kinderwunsch haben, ist veraltet und diskriminierend.
Es ist wichtig, dass wir uns von solchen Vorurteilen befreien und Gleichberechtigung sowohl in den Fragen, die wir stellen, als auch in den Arbeitspraktiken, die wir verfolgen, fördern. Lassen Sie uns den Widerspruch humorvoll beleuchten. Stellen wir uns vor, wie es wäre, wenn Männer tatsächlich die gleichen Fragen gestellt würden:
Szenario 1:
Personalabteilung: „Guten Tag, Herr Hugentobler. Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Beförderung! Jetzt, da Sie in einer Führungsposition sind, haben Sie sicherlich darüber nachgedacht, Vater zu werden und Elternurlaub zu nehmen, oder?“
Herr Hugentobler: „Oh, ähm, ja, das ist natürlich genau das, worüber ich nachgedacht habe, während ich hart daran gearbeitet habe, diese Beförderung zu erreichen. Schliesslich habe ich all die Jahre auf diesen Moment gewartet – die Kombination von Macht und Windeln wechseln!“
Szenario 2:
Personalabteilung: „Hallo, Herr Zellweger. Wir haben gesehen, dass Sie sich schon seit einigen Jahren bei uns bewerben. Es ist an der Zeit, dass wir Ihnen eine ernste Frage stellen: Wollen Sie denn nicht langsam Vater werden? Es könnte Ihren Arbeitsalltag wirklich bereichern, Sie wissen schon, mit all den schlaflosen Nächten und den unerklärlichen Babygeräuschen während wichtiger Telefonkonferenzen.“
Herr Zellweger: „Oh, natürlich! Ich kann es kaum erwarten, all meine beruflichen Ziele und Ambitionen für den ungewissen Ausgang der Vaterschaft aufzugeben. Denken Sie sich nur all die großartigen Karrieremöglichkeiten aus, die ich dadurch verpasse!“
Diese absurden Beispiele verdeutlichen den Widerspruch und die Doppelmoral, die entstehen, wenn solche Fragen nur an Frauen gerichtet werden. Es ist an der Zeit, eine gleichberechtigtere und sensiblere Herangehensweise zu etablieren.
Wie könnte man also die Sache regeln, um Missverständnisse zu vermeiden? Hier sind ein paar Vorschläge:
Sensibilisierung
Schulungen und Workshops für Personalabteilungen könnten dazu beitragen, stereotype Denkmuster zu erkennen und zu vermeiden. Es ist wichtig, dass Personalverantwortliche sich der Problematik bewusst werden und lernen, wie man respektvoll und diskriminierungsfrei mit Bewerberinnen und Bewerbern umgeht.
Richtlinien
Unternehmen könnten klare Richtlinien und Leitlinien festlegen, die explizit verbieten, nach familiären Plänen oder Kinderwünschen zu fragen. Dies würde sicherstellen, dass solche Fragen nicht gestellt werden und ein respektvolles Arbeitsumfeld gewährleistet ist.
Diversität fördern
Es ist wichtig, dass Unternehmen eine diverse Belegschaft fördern, in der unterschiedliche Lebensentwürfe und Familienmodelle akzeptiert und wertgeschätzt werden. Dies kann erreicht werden, indem man aktiv nach Kandidatinnen und Kandidaten sucht, die vielfältige Hintergründe und Erfahrungen mitbringen.
Fokus auf Qualifikationen
Bei der Auswahl von Bewerberinnen und Bewerbern sollten ausschliesslich ihre Qualifikationen und ihre Eignung für die Stelle im Vordergrund stehen. Fragen, die sich nicht direkt auf die berufliche Kompetenz beziehen, sollten vermieden werden.
Sensible Kommunikation
Personalabteilungen sollten sich bewusst sein, dass persönliche Fragen zum Familienplanung keine relevante Information für den Bewerbungsprozess sind. Stattdessen sollte die Kommunikation darauf ausgerichtet sein, den Bewerber oder die Bewerberin besser kennenzulernen, indem man Fragen stellt, die auf ihre beruflichen Fähigkeiten, Erfahrungen und Ziele abzielen.
Es liegt an uns allen, diese Veränderungen zu unterstützen und ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das auf Gleichberechtigung und Respekt basiert. Nur so können wir sicherstellen, dass die Personalabteilungen nicht mehr in die „Familienkiste“ greifen und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unabhängig von ihrem Geschlecht gleich behandeln.