Juli 14

Die Langeweile ist ein Monster. Sie frisst gierig am Kadaver der Motivation.

Author: PersonalRadar

Die Schweiz ist eine Leistungsgesellschaft. Auf dem Altar der Leistung wird viel geopfert! Arbeit ist schliesslich für viele nicht nur ein Broterwerb. Sie bietet sinnstiftende Werte, bedient den Ehrgeiz und spendet das wohlige Gefühl wichtig wie auch und nützlich zu sein.   

Die Langeweile ist ein Monster. Es frisst gierig am Kadaver der Motivation (Bildquelle: www.pixabay.com)

Arbeit ist wichtig. Gerade stellensuchende Menschen wissen aus eigener bitterer Erfahrung wie es ist, wenn das süsse Gift des Nichtstuns zum Absturz führt und in die schwarzen Löcher der Depression saugt. Auch dieser Zustand kann viel Stress auslösen.

Viele brüsten sich mit Stress, Belastung und dem Druck der Verantwortung, dem sie tagtäglich ausgesetzt sind. Es löst nicht selten Neid und Bewunderung aus. Wer aktiv ist und viel zu tun hat, muss erfolgreich sein. Den Erfolgreichen gehört schliesslich die Zukunft. Fleiss, Ehrgeiz und Erfolg sind Richtwerte, die viele antreiben und dazu führen, dass Menschen die Bodenhaftung verlieren und meinen über Wasser gehen zu können. Einige landen als Überflieger hart auf dem Boden der Realität oder saufen ab. Stress ist nicht immer schlecht. Er hält uns auf Trab, kann zu guten Inspirationen führen und macht uns leistungsfähiger. Es ist die Dosis und die Dauer, die dem menschlichen Organismus Schaden zufügt.

Wie ist es aber mit der Langeweile?

Oft hört man von Kindern und Jugendlichen, dass ihnen langweilig sei. Es läuft nichts. Tote Hose. Jede Sekunde des Daseins schleicht zäh über das Zifferblatt und die Betroffenen meinen im Gefängnis der Belanglosigkeit zu stecken. Das Leben steckt in der Ödnis. Das gibt es auch im Berufsleben bei den Erwachsenen.

Boredom, englisch für Langeweile, kostet der Wirtschaft jedes Jahr ganz viel Geld.

Wer unter diesem Phänomen leidet muss nicht faul sein. Vielleicht war der Arbeitsplatz mal hoch spannend und stimulierend. Äussere Faktoren können jedoch das Prickelnde eines Arbeitsplatzes zum Erliegen bringen. Die Firma wird verkauft, der Chef wechselt, die Geschäftsleitung ebenso, die Produktevielfalt wird auf –einfalt reduziert und schon wird über Nacht aus dem besten Arbeitsplatz der Welt eine Folterkammer, wo die Daumenschrauben des Überdrusses hämisch lächeln und die Phantomschmerzen, die sie verursachen, messbar am Konsum von Stimmungshelfern werden. Das geistige Gähnen wird so laut, dass auch andere davon wach werden.

Aber oho, wer will schon der Langweiler sei?

Die Umgebung erwartet, dass man beschäftigt ist, druckvolle Emsigkeit an den Tag legt und so den Beweis antritt, dass man Teil der Leistungsgesellschaft ist. Denn wer nicht leistet ist suspekt. Und wer leistungsmässig suspekt wird, der kommt in die Stressmühle des Misstrauens, der Überwachung und der arbeitsrechtlichen Plagegeister, die einem in Genick sitzen und mit Entlassung drohen. Langeweile am Arbeitsplatz? Das gibt es nicht. Nur Arbeitsscheue, Träumer oder Spinner leiden an sowas.

Die Wirklichkeit sieht anders aus.

Langeweile kostet der Wirtschaft jedes Jahr viel Geld (Bildquelle: www.pixabay.com)

Viele gehen ihrem Job nach als müssten sie einer verwesenden Leiche Gesellschaft leisten. Man rümpft die Nase, weil es einem stinkt. Die Batterie ist prallvoll, aber kein Mensch will von der Energie profitieren. Der Kopf sprudelt über mit guten Ideen, aber kein Mensch hat ein Auffanggefäss, um diese in die Kühle zu stellen, damit sie frisch bleiben. Das Interesse am betrieblichen Geschehen ist scharf wie eine fabrikneue Schere, aber kein Mensch hat Lust daraus ein Scherenschnitt zu machen. Nichts, einfach nichts.

Der Job ebbt ab und keine Flut kommt, die ein wenig Stress auslöst und die Sinne zu neuen Ufern trägt. Einfach nichts. Das Gähnen ist gross wie das Weltall.

Solche Arbeitnehmende täuschen viel vor und erbringen schauspielernde Fähigkeiten, die einen Oskar verdienen würden. Sie verstecken ihre Langeweile hinter einer ausufernden Geschäftigkeit, um falsche Spuren zu legen. So ganz nach dem Motto: ‚Der Job ist eine Katastrophe, keine Sau merkt es, aber ich verdiene Geld damit.‘

Zuviel Stress ist nicht gut. Boredom ist aber schlimmer (Bildquelle: www.pixabay.com)

Was bringt das eigentlich dem Unternehmen?

Nichts. Nur Aufwand. Und da sollten die Alarmglocken schrill läuten. Mitarbeitende, denen es sterbenslangweilig ist, lassen im schlimmsten Fall auch ein Unternehmen sterben. Das Management, die Personalabteilung und die operative Führungsebene sind gefordert. Langeweile ist hoch ansteckend und kann eine Epidemie auslösen. Viele Mitarbeitende sind oft am falschen Platz. Sie können sich nicht entfalten, weil ihre Stärken und Talente an der für sie vorgesehenen Position nicht gefragt sind. Sie lechzen nach Aufgaben und Anerkennung. Sie möchten beweisen was in ihnen steckt. Werden sie nicht erlöst, dann führt die Langeweile dazu, dass die Ausfallszeiten wegen seelischen Unpässlichkeiten zunehmen und die ganze Angelegenheit dem Unternehmen noch mehr Geld kostet. Zuviel Stress ist nicht gut. Langeweile ist aber schlimmer.