Pflügt ‚Massive Open Online Course’ die Bildungslandschaft so um,…
…dass die Universitäten verschwinden? Wohl kaum. Aber anspruchsvolle Bildungsinhalte werden in Zukunft anders vermittelt. Die digitale Lehre bringt die akademischen Elfenbeintürme ins Wanken.
Akademische Bildung findet nicht mehr nur im Hörsaal einer Universität statt. Immer mehr dieser Bildungseinrichtungen gehen online und bieten Vorlesungen an, die über das Internet verfolgt werden können. Die Digitalisierung der Gesellschaft lässt sich auch in diesem Bereich nicht mehr aufhalten. Die Corona-Pandemie hat stark dazu beigetragen.
Die Nachfrage wurde anfänglich unterschätzt. Immer mehr Menschen sehen sich solche Vorlesungen an, auch wenn sie kein reguläres Studium absolvieren. Es sind oft die Neugierigen, Bildungshungrigen und Wissensdurstigen, die diese Bildungsangebote intensiv nutzen. Dazu braucht es nur wenig: Strom, ein Zugang zum Internet und ein Computer.
Die ‚Proletarisierung’ der Bildung ist keine sozialromantische Idee, sondern ein sich stark entwickelndes Phänomen.
Mit dieser Bildungsrevolution können ganz leicht sehr viele Menschen erreicht werden, die sonst keinen Zugang zu solchen Wissensinhalten hätten. Zudem erzeugt diese Wissensvermittlung viel Aufmerksamkeit. Nun können auch jene sich gezielter weiterbilden oder ihr Wissen auffrischen, die beruflich oder familiär so eingespannt sind, dass ein regelmässiger Besuch der Uni einfach nicht mehr möglich ist. Gute Vorlesungen kann man mit dieser neuen Möglichkeit auch noch nach Mitternacht ansehen.
Verschwinden nun die Universitäten? Wohl kaum. Aber die dicht gedrängten Reihen in den Hörsälen lichten sich bestimmt. Viele mittelmässige Unis werden die Konkurrenz zu spüren bekommen. Die renommierten Spitzenuniversitäten bauen wahrscheinlich ihre Vormachtsstellung aus, weil sie sich Dozenten leisten können, die nicht nur interessante Bildungsinhalte vermitteln, sondern auch eine einnehmende, unterhaltende und gewinnende Wirkung am Bildschirm bieten.
Wissensvermittlung muss attraktiv gestaltet sein, damit die Menschen am Bildschirm kleben bleiben.
Vor einiger Zeit hat das hervorragende deutsche Wirtschaftsmagazin brandeins einen Beitrag mit dem Titel ‚Die Bildungsstürmer’ publiziert. Er schildert auf anregende Weise, wie es an den deutschen Unis rumpelt und altehrwürdige Alma Maters aufrüttelt. Der Beitrag lässt erahnen, dass die neuen Möglichkeiten vielleicht keinen Bildungssturm auslösen, aber zu Veränderungen führen, die nicht zu ignorieren sind.