Aug 6

Lebenslauf-Scamming – die fiese Jagd auf Ihre persönlichen Daten.

Autor: PersonalRadar

Betrüger nutzen zunehmend die Gutgläubigkeit von Arbeitssuchenden aus, indem sie sich als potenzielle Arbeitgebende ausgeben, um an vertrauliche Informationen zu gelangen.

Daher ist es entscheidend, genau zu wissen, an wen Sie Ihren Lebenslauf senden. Viele Menschen zögern, persönliche Daten bedenkenlos im Internet zu teilen, aber wenn es um Lebensläufe geht, sind sie oft weniger vorsichtig.

Was ist Lebenslauf-Scamming?

(Bildquelle: www.freepik.com)

Der Begriff ist auch als Job Scams oder Stellenbetrug bekannt. Es ist eine betrügerische Praxis, bei der Kriminelle versuchen, an persönliche Informationen von Arbeitssuchenden zu gelangen, indem sie sich als legitime Arbeitgebende ausgeben. Diese Betrügereien können in verschiedenen Formen auftreten und sind darauf ausgelegt, Bewerbende in die Irre zu führen, um deren persönliche und finanzielle Informationen zu stehlen. Hier sind einige Merkmale und Vorgehensweisen, die bei Lebenslauf-Scamming häufig zu beobachten sind:

  1. Gefälschte Stellenanzeigen: Betrüger erstellen fiktive Jobangebote auf seriösen Plattformen oder über soziale Medien. Diese Anzeigen wirken oft sehr professionell und ansprechend, um das Interesse der Arbeitssuchenden zu wecken.
  2. Scheininterviews: Nach der Bewerbung laden die Betrüger die Bewerbenden zu vermeintlichen Vorstellungsgesprächen ein, die oft online stattfinden. Dabei wird versucht, noch mehr persönliche Daten abzufragen.
  3. Anforderungen zur Vorabzahlung: In einigen Fällen werden Bewerbende aufgefordert, im Voraus für Materialien, Hintergrundüberprüfungen oder andere angeblich ‘notwendige’ Dinge zu bezahlen. Diese Zahlungen sind in der Regel ein Hinweis auf Betrug, da seriöse Arbeitgebende keine Vorauszahlungen verlangen.
  4. Anfragen nach sensiblen Informationen: Betrüger fordern häufig umfangreiche persönliche Informationen an, wie Sozialversicherungsnummern, Bankdaten oder Kopien von Ausweisdokumenten, unter dem Vorwand, dass diese für den Einstellungsprozess unerlässlich sind.
  5. Fehlende oder dubiose Kontaktinformationen: Oftmals sind die Kontaktdaten des vermeintlichen Arbeitgebers unklar oder es wird keine legitime Firmenadresse angegeben. Eine gründliche Überprüfung der Kontaktdaten und des Unternehmens kann Hinweise auf die Glaubwürdigkeit des Angebots geben.
  6. E-Mail-Adressen von kostenlosen Anbietern: Betrüger nutzen häufig E-Mail-Adressen von kostenlosen Anbietern (z. B. Gmail, Yahoo, GMX usw.), anstatt offizielle Unternehmensadressen, was ein weiteres Warnsignal sein kann.

In der Schweiz wächst das Phänomen der sogenannten ‚Job Scams‘ – gefälschte Jobangebote, bei denen Betrüger sich als Personalverantwortliche ausgeben oder falsche Stellenanzeigen schalten. Ihr Ziel ist es, persönliche und finanzielle Informationen von Bewerbern zu sammeln. Lebensläufe enthalten sensible Daten wie Telefonnummern, E-Mail-Adressen, Geburtsdaten und Wohnadressen. Diese Informationen können genutzt werden, um Rückschlüsse auf Passwörter zu ziehen oder ein digitales Profil zu erstellen.

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Die Risiken sind erheblich: Betrüger könnten Ihnen unerwünschte Anrufe, Spam-Nachrichten oder andere Formen der Kontaktaufnahme aufzwingen. Im schlimmsten Fall droht Identitätsdiebstahl. So könnten Betrüger bei Telekommunikationsunternehmen oder Fluggesellschaften unter Ihrem Namen auftreten, da bei Telefonkontakten häufig nur grundlegende Informationen wie Geburtsdatum oder Telefonnummer zur Identifizierung benötigt werden.

‘Job Scams’ sind auch in der Schweiz keine Seltenheit. Früher war etwa ein Viertel aller Stellenangebote Kopien existierender Inserate, was Teil einer umstrittenen Praxis im Recruiting war. Personaldienstleister kopierten diese, um an mehr potenzielle Bewerbende zu gelangen.

Heute gibt es jedoch vermehrt komplett gefälschte Stellenanzeigen, die sogar zu vermeintlichen Online-Vorstellungsgesprächen führen können. Bewerber geben in diesen Gesprächen wertvolle persönliche Informationen preis, ohne eine echte Jobchance zu haben. Diese gefälschten Angebote finden sich sogar auf seriösen Websites wie LinkedIn oder Xing. Die Unterscheidung zwischen echten und falschen Angeboten wird immer schwieriger.

Gerade im Zeitalter der Online-Bewerbungen auf verschiedenen Plattformen sollten Sie sich stets fragen, wie viele Informationen Sie bei der ersten Kontaktaufnahme mit einem potenziellen Arbeitgeber preisgeben.

Es gibt jedoch Möglichkeiten, sich zu schützen. Im Idealfall sollte sich der Jobanbieter beim Kandidaten identifizieren. Das bedeutet, dass Sie als Bewerber:in zunächst nur minimale Informationen über sich preisgeben und den Arbeitgeber bitten, per E-Mail oder über LinkedIn Kontakt aufzunehmen. Bei LinkedIn können Sie feststellen, ob ein Unternehmen als ‚trusted‘ (vertrauenswürdig) verifiziert ist.

Schutzmassnahmen

(Bildquelle: www.freepik.com)

Um sich vor Lebenslauf-Scamming zu schützen, sollten Sie folgende Massnahmen ergreifen:

  • Überprüfen Sie die Glaubwürdigkeit des Arbeitgebers: Recherchieren Sie das Unternehmen online, prüfen Sie dessen Website und verifizieren Sie die Unternehmensadresse und Kontaktinformationen.
  • Seien Sie vorsichtig bei der Weitergabe persönlicher Informationen: Geben Sie nur die notwendigsten Informationen in Ihrem Lebenslauf an und zögern Sie, sensible Daten zu teilen, bis Sie sicher sind, dass der Arbeitgeber legitim ist.
  • Seien Sie skeptisch bei ungewöhnlichen Anforderungen: Hinterfragen Sie jede Anforderung nach Vorauszahlungen oder sensiblen Informationen, die in der Regel nicht im frühen Stadium eines Bewerbungsprozesses verlangt werden.
  • Verwenden Sie separate E-Mail-Adressen: Nutzen Sie eine dedizierte E-Mail-Adresse für Bewerbungen, um Ihre Haupt-Mailbox zu schützen.
  • Verlassen Sie sich auf Ihren Instinkt: Wenn etwas an einer Stellenanzeige oder dem Bewerbungsprozess ungewöhnlich erscheint, recherchieren Sie weiter oder ziehen Sie sich zurück.

Seien Sie grundsätzlich misstrauisch, wenn online nach sehr vielen privaten Informationen gefragt wird. Eine professionelle Überprüfung Ihres Lebenslaufs kann hilfreich sein, um sicherzustellen, dass er keine unnötigen persönlichen Daten enthält. Generell sollten Bewerbungen nur die unbedingt notwendigen Informationen enthalten.

Wenn Sie keine Antwort auf eine Bewerbung erhalten, ist dies kein Grund, den Lebenslauf mehrfach an dieselbe unbekannte Stelle zu senden. Bleiben Sie wachsam und schützen Sie Ihre persönlichen Daten. Mit dem folgenden Link kommen Sie zu einem Beitrag von SRF mit dem Titel: ‚Fieser Jobbetrug via Whatsapp & Co.‘