Jun 5

Die Debatte über die Nennung von Gehaltsangaben in Stelleninseraten gewinnt zunehmend an Fahrt.

Author: PersonalRadar

Im vergangenen Herbst sorgte die Entscheidung der ICT-Abteilungen grosser Schweizer Unternehmen, darunter die Post, für mehr Transparenz bei den Lohnangaben zu sorgen, für Aufsehen.

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Ein Mitglied im Parlament brachte eine Motion ein, die Lohntransparenz bei Stelleninseraten in öffentlichen Betrieben forderte. Dennoch sind es immer noch wenige Unternehmen, die Gehaltsangaben in ihren Stellenausschreibungen machen. Welche Gründe könnten dies erklären? Und warum könnte es dennoch vorteilhaft sein, Gehaltsangaben in Jobinseraten zu machen?

Argumente gegen die Nennung von Gehaltsangaben:

Abschreckung und Wettbewerbsbeschränkung: Es ist allgemein bekannt, dass viele Menschen in der Schweiz ungern über ihr Gehalt sprechen. Daher ist es naheliegend, dass Arbeitgebende auch in Stelleninseraten keine genauen Gehaltsangaben machen. Im Gegensatz zu Österreich, wo seit 2011 gesetzlich vorgeschrieben ist, Gehälter in Stellenausschreibungen anzugeben, gibt es in der Schweiz keine derartige verbindliche Regelung. Darüber hinaus gibt es weitere Gründe, warum Arbeitgeber auf die Nennung von Gehältern in Stellenanzeigen verzichten:

  • Niedrige Gehälter schrecken potenzielle Bewerber ab und führen dazu, dass sie sich nicht auf ausgeschriebene Stellen bewerben.
  • Die Anzahl der Bewerber nimmt in diesem Fall nicht nur ab, sondern es melden sich auch Personen mit geringerer Qualifikation, die normalerweise nicht für die Stelle in Frage kämen, wenn kein Gehalt angegeben ist.
  • Gehaltsangaben verhindern Lohnverhandlungen, bei denen Bewerber Spielraum haben und entsprechend ihrer Qualifikationen und Erfahrungen entlohnt werden können.

Das Offenlegen der Gehälter kann zu Konflikten unter der bestehenden Belegschaft führen, insbesondere wenn aktuelle Mitarbeiter möglicherweise weniger verdienen als neu eingestellte Personen für die gleiche Arbeit.

  • Bei einigen Stellen ist es nicht möglich, das Gehalt grob anzugeben, da die potenziellen Bewrbenden unterschiedliche Qualifikationen und Erfahrungen haben.
  • Die Verwendung von Begriffen wie ‚attraktive Gehälter‘ oder ‚überdurchschnittliche Verdienstmöglichkeiten‘ in den Anzeigen kann ebenso überzeugend sein und Bewerbende dazu animieren, sich zu bewerben.
  • Unternehmen können versuchen, die Gehälter zu drücken und mit Bewerbenden den niedrigstmöglichen Lohn auszuhandeln. In solchen Fällen ist es offensichtlich, dass sie die Gehälter nicht transparent machen wollen.

Argumente für die Nennung von Gehaltsangaben:

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Was Arbeitgebende, die die oben genannten Argumente anführen, ausser Acht lassen, ist die Tatsache, dass potenzielle Bewerbende Lohntransparenz weitgehend befürworten. Unterschiedlichen Studien zufolge sind etwa drei Viertel der Stellensuchenden interessiert an Gehaltsangaben in Stellenanzeigen. Die Nennung eines Gehalts führt zu bis zu dreimal mehr Klicks auf die Anzeige. Darüber hinaus ist das Gehalt für über 90% der Stellensuchenden ein wichtiges bis sehr wichtiges Kriterium bei der Wahl eines Jobs. Es gibt auch andere Gründe, die für die Nennung von Gehaltsangaben in Stelleninseraten sprechen:

  • Eine geringere Anzahl von Bewerbern kann ein grosser Vorteil sein. Erstens melden sich gezielter Personen, die sich eine Mitarbeit im Unternehmen vorstellen können. Zweitens kennen die Bewerbenden ihren Marktwert und können diesen im Lichte des angegebenen Gehalts einschätzen. Dies führt dazu, dass ihre Qualifikationen gut zur ausgeschriebenen Stelle passen.
  • Wenn sich viele Bewerbende auf Anzeigen ohne Gehaltsangaben melden, werden darunter auch viele sein, die andere Gehaltsvorstellungen haben als die Arbeitgebenden. Diese Bewerbenden ziehen sich spätestens nach dem Vorstellungsgespräch aus dem Bewerbungsprozess zurück. Das Unternehmen kann viel Zeit sparen, indem es von Anfang an zumindest das ungefähre Gehalt kommuniziert.
  • Intransparenz bei den Gehältern ist heutzutage schwer aufrechtzuerhalten. Auf Bewertungsplattformen wie kununu oder Glassdoor sowie auf Jobplattformen sind viele branchen- und teilweise auch positionsspezifische Gehaltsinformationen verfügbar. Unternehmen sind besser beraten, wenn sie Gehaltsangaben nicht anderen überlassen, sondern sie selbst in ihren Stellenanzeigen offenlegen.
  • Viele Stellensuchende kennen ihren Marktwert gut (siehe oben) und lassen sich nicht mit niedrigen Gehältern abspeisen. Wenn sie trotz des nicht angemessenen Gehalts eine Stelle annehmen, sind sie oft schnell wieder weg.

Arbeitgeber, die faire Gehälter zahlen, haben dagegen weniger Aufwand bei der Neubesetzung von Positionen, da die Mitarbeiterfluktuation gering ist. Es ist offensichtlich, dass hochqualifizierte und schwer zu findende Fachkräfte besonders aufwändig nachzurekrutieren sind.

  • Wenn Gehaltsangaben in der Stellenanzeige vorhanden sind, entfällt das schwierige ‚Gehaltspoker‘ in den Verhandlungen. Männer und Frauen haben denselben Ausgangspunkt für die Verhandlungen über Details zum Gehalt. Arbeitgebende und Arbeitnehmende begegnen sich auf Augenhöhe, anstatt dass Unternehmen einseitig Gehaltswünsche fordern und ihre eigenen Gehaltsinformationen zurückhalten.
  • Lohntransparenz ist auch gut für das Employer Branding eines Unternehmens. Das Unternehmen wird als ehrlicher und fairer Arbeitgeber wahrgenommen. Transparenz und Fairness sollten jedoch nicht nur für zukünftige Mitarbeitende gelten, sondern für alle Angestelle.
  • Gewonnene Fachkräfte sind wertvoll, und Unternehmen haben ein Interesse daran, sie langfristig zu binden. Durch Einsparungen bei der Personalbeschaffung können Ressourcen für ein effektives Onboarding verwendet werden, sodass neue Mitarbeiter gut in das Unternehmen integriert werden und sich von Anfang an geschätzt fühlen.

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Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es sehr erwünscht ist, zumindest eine gewisse Transparenz bezüglich der Gehälter in Stellenanzeigen zu haben. Stellenausschreibungen könnten einen Mindestlohn angeben und darauf hinweisen, dass je nach Qualifikation ein Spielraum nach oben besteht.

Eine andere Möglichkeit wäre die Angabe einer Gehaltsspanne, allerdings sollte diese nicht zu gross sein, da sie sonst nicht aussagekräftig ist. Trotz der vielen Argumente, die für die Nennung von Gehaltsangaben sprechen, kann nicht pauschal gesagt werden, dass sie in jede Stellenanzeige gehören. Es gibt Ausnahmen, wie zum Beispiel Fälle, in denen kein Gehalt im Voraus angegeben werden kann, oder Unternehmen, die vertraglich gebunden sind, Gehälter nicht transparent zu machen – weder für bestehende noch für zukünftige Mitarbeitende. Es bleibt schwierig.