Jan. 24

Schluss mit dem Schweigen: Reden wir über Löhne.

Author: PersonalRadar

Warum sprechen wir so selten über Geld? Liegt es an Scham, Angst vor Neid oder einfach daran, dass es so viel bequemer ist, ein angeblich so heikles Thema zu meiden?

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Diese Fragen betreffen nicht nur unser privates Leben, sondern haben auch weitreichende Auswirkungen auf die Strukturen unserer Gesellschaft und des Arbeitsmarktes. In der Schweiz, wo die Diskretion über Löhne fast wie ein nationales Kulturgut gepflegt wird, wirkt die Idee, Gehälter in Stellenanzeigen transparent zu machen, wie eine kleine Revolution, die alles umpflügt und die lamentierenden Bedenkenträger:innen aufs Tapet bringt.

Doch was hält uns in Wirklichkeit zurück? Ist es die nicht ganz von der Hand zu weisende Sorge, dass eine zu grosse Offenheit Neid schüren oder Teamharmonien gefährden könnte? Oder fürchten Unternehmen den Wettbewerbsdruck durch Vergütungssysteme und den Verlust an Flexibilität? Vielleicht ist es schlicht die Macht der Gewohnheit, die uns davon abhält, uns mit unseren Strukturen und Schwächen auseinanderzusetzen.

Die Wahrheit ist unbequem: Lohntransparenz könnte ein Weg zu mehr Klarheit und Fairness sein, würde aber gleichzeitig Unternehmen zwingen, ihre lieb gewonnenen internen Prozesse kritisch zu hinterfragen. Sie birgt Chancen, aber auch Herausforderungen. So könnten offensichtliche Ungleichheiten Spannungen hervorrufen, während gleichzeitig die Offenlegung fairer und wettbewerbsfähiger Löhne das Vertrauen und die Attraktivität von Arbeitgebenden stärkt. Viele Studien belegen inzwischen, dass Lohntransparenz nicht nur Diskriminierung reduziert, sondern auch die Loyalität und Motivation der Mitarbeitenden fördert. Doch dazu braucht es mehr als nur Zahlen – es braucht den Willen, eine offene Unternehmenskultur zu schaffen.

Die Bedeutung von Lohntransparenz wird besonders in Zeiten sehr deutlich, in denen der drückende Fachkräftemangel spürbarer ist, denn je und das händeringende Suchen nach den Talenten nicht mehr aufhört. Unternehmen, die Talente gewinnen und halten wollen, müssen ihre Werte sichtbar machen – und Transparenz ist ein sehr entscheidender Teil davon.

Die Generation Z und Millennials fordern nicht nur faire Bezahlung, sondern auch Offenheit und Ehrlichkeit. Unternehmen, die diesen Erwartungen nicht gerecht werden, riskieren, den Anschluss an den Arbeitsmarkt zu verlieren. Vorbilder zeigen, dass Lohntransparenz nicht zu Chaos führt, sondern das Vertrauen stärkt und die soziale Kohäsion im Unternehmen fördert.

Klartext, bitte! Warum Transparenz der Arbeitswelt gut tut

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Lohntransparenz ist weit mehr als nur ein schnell hingeworfenes Schlagwort – sie ist eine starke Machtfrage und eine gute Chance, grundlegende Werte wie Ehrlichkeit und Fairness unmissverständlich in den Mittelpunkt zu stellen. Unternehmen, die bereit sind, ihre Gehaltsstrukturen offen zu legen, senden ein klares Signal: ‘Wir haben nichts zu verbergen.’

Sie zeigen, dass sie ihre Mitarbeitenden als Partner:innen auf Augenhöhe betrachten und bereit sind, Verantwortung für diesen Kulturwechsel zu übernehmen. Diese Offenheit schafft anhaltendes Vertrauen – nicht nur bei potenziellen Bewerbenden, sondern insbesondere auch bei der bestehenden Belegschaft.

Viele Studien belegen ohne Zweifel, dass Unternehmen mit klaren und transparenten Gehaltspolitiken von geringerer Fluktuation profitieren. Mitarbeitende, die wissen, dass sie fair bezahlt werden, sind einfach loyaler und motivierter. Gleichzeitig erhöht Lohntransparenz die Attraktivität eines Unternehmens. Gerade in einem wettbewerbsintensiven Arbeitsmarkt, in dem qualifizierte Fachkräfte rar sind, wird Offenheit zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Vertrauen ist dabei nicht nur ein angenehmer Nebeneffekt – es ist das nicht wegzudiskutierende Fundament erfolgreicher Arbeitsbeziehungen, auf denen Geschäftsentwicklungen, Innovation und Wachstum aufbauen können.

Effizienz steigern, Zeit sparen

Wie viele gute und vielversprechende Bewerbungsgespräche scheitern an einer einzigen Frage: ‘Wie viel Gehalt stellen Sie sich vor?’ Stellenanzeigen ohne klare Gehaltsangaben verschwenden nicht nur die Zeit der Bewerbenden, sondern auch die der Unternehmen. Jede abgelehnte Bewerbung aufgrund unrealistischer Gehaltserwartungen ist ein vermeidbares Problem.

Transparente Gehaltsangaben können diesen ineffizienten Prozess stark optimieren und verkürzen. Alles ist klar. Bewerbende wissen bereits vorab, was sie erwartet, und Unternehmen ziehen nur Kandidat:innen an, die mit den gebotenen Konditionen einverstanden sind. Das Ergebnis: weniger Missverständnisse, kürzere Verhandlungsprozesse und eine spürbare Entlastung der Personalabteilungen. Die eingesparte Zeit und die reduzierten Kosten können gezielt in strategisch wichtigere Bereiche wie Mitarbeitendenentwicklung oder Innovation investiert werden.

Mehr Chancengleichheit schaffen

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Lohntransparenz ist ein Schlüssel zur Reduktion von Diskriminierung. Noch immer verhandeln Frauen und Angehörige von Minderheiten oft schlechtere Gehaltspakete als ihre männlichen oder privilegierten Kollegen. Der Grund: Ihnen fehlen häufig die Informationen über branchenübliche Gehälter, die ihnen eine starke Verhandlungsbasis bieten könnten.

Eine offene Gehaltspolitik bricht dieses Ungleichgewicht auf. Klare Angaben in Stellenanzeigen und internen Strukturen helfen, Diskriminierung gar nicht erst entstehen zu lassen. So entsteht eine Arbeitswelt, in der Talent und Leistung die entscheidenden Faktoren sind – nicht Geschlecht, Aussehen, Hautfarbe, Herkunft oder andere diskriminierende Kriterien. Das schafft nicht nur Gerechtigkeit, sondern auch ein Umfeld, in dem alle ihr volles Potenzial entfalten können.

Psychologische Sicherheit fördern

Mitarbeitende, die sich fair behandelt fühlen, sind zufriedener, motivierter und belastbarer. Transparenz bietet eine Art psychologischer Sicherheit, die in der modernen Arbeitswelt essenziell ist. Die Angst vor ungleicher Bezahlung – ein häufiges Phänomen, das zu Unzufriedenheit, Misstrauen und sogar Burnout führen kann – wird durch Offenheit eliminiert.

Die Wirkung geht jedoch noch weiter. Wenn Mitarbeitende wissen, dass ihre Entlohnung gerecht und transparent ist, sinkt das Risiko innerer Kündigungen. Statt sich frustriert zurückzuziehen, investieren sie ihre Energie in produktive Tätigkeiten und die Zusammenarbeit mit ihrem Team. Konflikte über vermeintliche oder tatsächliche Ungerechtigkeiten, die häufig die Dynamik innerhalb von Teams belasten, werden minimiert. Eine transparente Gehaltspolitik wird so zum Motor für Loyalität, Produktivität und ein positives Betriebsklima.

Verlust der Flexibilität: Freiheit oder Manipulation?

Eine der grössten Befürchtungen von Unternehmen bei der Einführung von Lohntransparenz ist der vermeintliche Verlust an Verhandlungsspielraum. Klare Gehaltsangaben könnten, so die Sorge, hochqualifizierte Talente abschrecken, die möglicherweise höhere Forderungen stellen würden. Doch ist diese Angst berechtigt? Ein gut durchdachtes Gehaltsspektrum kann auch in einem transparenten System genügend Flexibilität bieten. Es erlaubt Bewerbenden, ihre Position innerhalb eines Rahmens zu verhandeln, ohne dass das Gefühl entsteht, ausgenutzt zu werden.

Die eigentliche Frage ist nicht, wie viel Freiheit Unternehmen benötigen, sondern wie diese Freiheit genutzt wird. Transparenz legt offen, wo Wertschätzung endet und Manipulation beginnt. Will ein Unternehmen wirklich hochqualifizierte Talente gewinnen, sollte es sich darauf konzentrieren, faire und attraktive Rahmenbedingungen zu schaffen – und diese offen zu kommunizieren. Flexibilität muss nicht aufgegeben werden, wenn sie als Instrument für Ehrlichkeit und Fairness genutzt wird.

Wettbewerbsdruck und Angst vor Vergleichbarkeit: Ein Risiko oder eine Chance?

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Viele Unternehmen befürchten, dass die Offenlegung ihrer Gehälter zu einem unvorteilhaften Vergleich mit Mitbewerbenden führen könnte. Was, wenn die Zahlen nicht wettbewerbsfähig sind? Diese Angst ist nachvollziehbar, doch Transparenz ist kein Nachteil, wenn sie strategisch genutzt wird. Unternehmen haben die Möglichkeit, durch nicht-monetäre Benefits ihre Attraktivität zu steigern. Attraktive, flexible und familienfreundliche Arbeitszeiten, klar geregeltes Homeoffice, interessante Weiterbildungsprogramme, eine starke, positiv besetzte Unternehmenskultur oder pekuniäre Zusatzleistungen für die Kinderbetreuung (Firmenkita) oder ein attraktives Gesundheitsmanagement können genauso wertvoll sein wie ein hoher Lohn.

Zudem bietet die Offenlegung von Löhnen die Chance, die eigene Wettbewerbsfähigkeit kritisch zu hinterfragen. Wenn Gehaltsstrukturen im Vergleich schlecht abschneiden, ist dies ein Signal, die eigenen Standards zu überdenken. Der Markt verändert sich  – und Unternehmen, die sich nicht anpassen, riskieren, den Anschluss zu verlieren. Transparenz zwingt Betriebe, ehrlich zu sich selbst zu sein und dort zu investieren, wo es wirklich zählt: in ihre Mitarbeitenden.

Die Komplexität der Gehaltssysteme: Herausforderung statt Hindernis

Gehälter sind selten eine einfache Zahl. Sie bestehen aus einer grossen Vielzahl von Komponenten: Grundgehalt, Boni, Sozialleistungen, Weiterbildungsbudgets, Altersvorsorge und mehr. Diese Komplexität kann abschreckend wirken, doch sie bietet auch eine Gelegenheit, sich durch Transparenz positiv zu positionieren. Unternehmen, die die einzelnen Bestandteile ihrer Gehaltspakete klar und verständlich kommunizieren, schaffen nicht nur Klarheit, sondern auch Vertrauen.

Ein Beispiel: Ein Stellenangebot mit einem scheinbar niedrigeren Grundgehalt kann durch die Kommunikation umfangreicher Zusatzleistungen wieder attraktiv werden. Statt sich hinter der Komplexität zu verstecken, sollten Unternehmen sie als Vorteil nutzen. Klare Gehaltsangaben, ergänzt durch eine transparente Darstellung der Benefits, machen die Stärke eines Angebots deutlich und erhöhen die Attraktivität. Die Herausforderung liegt darin, die richtigen Worte zu finden – doch genau hier können Unternehmen zeigen, dass sie sich wirklich für ihre zukünftigen Mitarbeitenden engagieren.

Mut zur Offenheit: Wie Unternehmen profitieren können

Lohntransparenz ist mehr als nur ein Trend – sie ist eine strategische Entscheidung, die Unternehmen langfristig stärken kann. Sie fordert Mut, bringt jedoch zahlreiche Vorteile mit sich, die weit über das Offensichtliche hinausgehen. Transparenz signalisiert Ehrlichkeit, Fairness und Innovationskraft, Werte, die in einer modernen Arbeitswelt immer mehr an Bedeutung gewinnen. Aber wie kann diese Offenheit praktisch umgesetzt werden? Hier sind einige Ansätze, wie Unternehmen Transparenz erfolgreich leben können:

a.) Gehaltsranges statt fixer Zahlen: Spielraum mit Orientierung

Eine klare Gehaltsspanne wie ‘CHF 80’000 bis 100’000’ bietet Unternehmen und Bewerbenden die perfekte Balance aus Flexibilität und Orientierung. Während fixe Zahlen potenziell abschreckend wirken könnten, erlauben Ranges individuelle Anpassungen an Erfahrung, Qualifikation und Verhandlungsgeschick. Gleichzeitig vermitteln sie ein wichtiges Signal: ‘Wir erkennen deinen Wert und sind bereit, deine Leistung fair zu honorieren.’

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Diese Offenheit schafft Vertrauen und minimiert unnötige Verhandlungen, die oft in Enttäuschungen enden. Bewerbende wissen von Anfang an, woran sie sind, und können selbst einschätzen, ob die Stelle ihren Erwartungen entspricht. Für Unternehmen bedeutet dies weniger Zeitverschwendung und eine höhere Chance, wirklich passende Talente zu gewinnen.

b.) Zusätzliche Anreize hervorheben: Mehr als nur ein Gehalt

Transparenz sollte sich nicht allein auf das Gehalt beschränken. Ein attraktives Angebot besteht aus weit mehr als einer Zahl. Zusatzleistungen wie bezahlte Weiterbildungen, Sabbaticals, betriebliche Altersvorsorge oder flexible Kinderbetreuung können den Unterschied machen.

Ein Beispiel: Zwei Unternehmen bieten ein Gehalt von CHF 90’000 an. Während das eine lediglich diese Zahl kommuniziert, ergänzt das andere sein Angebot durch 30 Tage Urlaub, ein umfassendes Weiterbildungsbudget und die Möglichkeit, bis zu 50% der Arbeitszeit im Homeoffice zu verbringen. Das zweite Unternehmen wird mit höherer Wahrscheinlichkeit das Rennen um die besten Talente machen.

Transparenz bedeutet, das Gesamtpaket sichtbar zu machen. Dazu gehört auch, kreative Lösungen für die Bedürfnisse der Mitarbeitenden zu entwickeln. Besonders in Zeiten, in denen Work-Life-Balance und persönliche Weiterentwicklung an Bedeutung gewinnen, können solche Benefits entscheidend sein.

c.) Transparenz intern verankern: Vertrauen von innen aufbauen

Eine transparente Gehaltspolitik nach aussen ist aber nur glaubwürdig, wenn sie auch intern vorgelebt wird. Mitarbeitende sollten nachvollziehen können, wie Gehaltsentscheidungen getroffen werden. Regelmässige Gehaltsübersichten, interne Workshops zu Vergütungsmodellen und offene Dialoge schaffen ein Arbeitsumfeld, das auf Vertrauen basiert.

Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Unternehmen führte transparente Gehaltstabellen ein, die für alle Mitarbeitenden einsehbar sind. Gleichzeitig wurde ein internes Schulungssystem etabliert, das erklärt, wie Gehälter kalkuliert werden und welche Faktoren Einfluss haben. Das Ergebnis? Mehr Vertrauen, weniger Fluktuation und ein höheres Engagement der Belegschaft.

d.) Innovationskraft durch Transparenz: Ein Statement setzen

Transparenz ist nicht nur ein Instrument, um Gehaltspolitiken zu verbessern – sie ist ein Statement. Unternehmen, die sich für Offenheit entscheiden, demonstrieren Innovationskraft und Verantwortung. Sie zeigen, dass sie bereit sind, traditionelle Strukturen zu hinterfragen und neue Wege zu gehen.

Dieser Mut zahlt sich langfristig aus. Unternehmen mit transparenter Gehaltspolitik berichten von loyaleren Mitarbeitenden, einer höheren Qualität der Bewerbungen und einer positiven Reputation auf dem Arbeitsmarkt. Diese Faktoren tragen nicht nur zum unmittelbaren Erfolg bei, sondern stärken auch die Wettbewerbsfähigkeit in einer dynamischen Wirtschaft.

Geheimniskrämerei beenden. Sind Sie bereit dafür?

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Es braucht Mut, starre Strukturen radikal aufzubrechen, aber genau dieser ist es, der den wirklichen Unterschied macht. Arbeitswelten werden offener. Unternehmen, die sich weiterhin hinter verschlossenen Türen verstecken, laufen Gefahr, den Anschluss zu verlieren.

Offenheit ist kein reiner Wettbewerbsvorteil mehr – sie ist eine Erwartung. Besonders jüngere Generationen, die mit dem Internet und sozialer Transparenz aufgewachsen sind, fordern Klarheit und Fairness. Sie möchten wissen, worauf sie sich einlassen und welchen Wert ihre Arbeit wirklich hat.

Wann publizieren Sie das erste Jobangebot mit Gehaltsangaben?