Deutschland geht nach Hause…
…und lässt die Schweiz ein wenig verdutzt zurück.
Deutschland boomt und altert. Die Emigration der deutschen Berufsintelligenz ist ein bedrohlicher Aderlass, der sich die deutsche Volkswirtschaft einfach nicht mehr leisten kann und gefallen lässt.
In den letzten Jahren war die Einwanderung der Fach-, Führungskräfte und der ‚High Potentials’ aus Deutschland gewaltig. Zehntausende von ihnen fanden in der Schweiz gute Stellenangebote und zuweilen auch eine neue Heimat. Manche KMU, Grosskonzerne, Spitäler und Universitäten waren froh, wenn sie ihre offenen Positionen überhaupt noch besetzen konnten und griffen gerne zu, wenn gut ausgebildetes Fachpersonal aus Deutschland anklopfte.
Die angeblich kulturellen Unterschiede entfalteten ihre obskure Macht vornehmlich in jenen Köpfen, die sich durch die Einwanderung der deutschen Berufselite bedroht fühlten. Im Arbeitsalltag spielte das meistens keine Rolle mehr. Die Deutschen lieben die Schweiz. Die Liebe wurde oft nur spröde erwidert. Das Bedienen alter Ressentiments war gefälliger als die vorurteilslose Auseinandersetzung mit einer neuen und gut ausgebildeten Generation aus dem Nachbarsland. Mit diesem Zustrom aus Deutschland könnte es bald vorbei sein. Viele kehren zurück.
PersonalRadar hat in den letzten Jahren schon oft darauf aufmerksam gemacht, dass der besorgniserregende ‚Brain-Drain’, dem Deutschland seit Jahren ausgesetzt ist, irgendwann Widerstand auslöst und Gegenmassnahmen provoziert.
Die deutsche Wirtschaft brummt. Es läuft rund und gut. Wäre der Fachkräftemangel nicht so gross, könnte diese unter Umständen sogar noch besser laufen. Die Rückkehrberatungen und –hilfen schiessen aus dem Boden. Bundesländer organisieren Informationsveranstaltungen in der Schweiz und informieren ihre Staatsbürger, dass ihre Qualifikationen in Deutschland wieder benötigt werden und sie hoch willkommen sind. Die ersten haben ihre Koffer gepackt und sind wieder in die Heimat zurückgekehrt.
Simple Geister werden denken: ‚Endlich gehen sie. Es gibt mehr Platz und das Gerangel um die Jobs wird auch abnehmen’. Dem ist nicht so. Hoch qualifizierte Arbeitskräfte besetzen nicht nur Positionen, sie schaffen auch welche. Und das nicht schlecht viel. Können Produkte, Dienstleistungen, Forschungsaufträge und was auch immer hergestellt, produziert oder erforscht werden, weil kluge Köpfe sich darum kümmern, löst das weiteren volkswirtschaftlichen Mehrwert aus, der zusätzliche Arbeitsplätze schafft und zum allgemeinen Wohlstand beiträgt. Punkt.
Gehen nun die klugen Köpfe wieder vermehrt in ihre Heimatländer zurück, kann die Schweiz nur hoffen, dass die hier ausgebildete Berufsintelligenz, die nun im Ausland lebt und arbeitet, die entstehende Lücke stopft.
Vielleicht ist es auch mal an der Zeit, dass die Schweiz die guten Leistungen der Deutschen mehr anerkennt und vermehrt darauf aufmerksam macht, dass sie nach wie vor herzlich willkommen sind. Sie integrieren sich gut, sie sind fleissig und leisten viel, zahlen üppig in die Sozialwerke ein, liegen uns nicht auf der Tasche, machen keine Probleme und tragen zum Wohlstand bei. Was will die Schweiz mehr? Ein bisschen mehr Beziehungspflege und Nestwärme dürfte Helvetien bieten. Vielleicht gelingt es ja noch.
Zu diesem Thema hat das Schweizer Fernsehen kürzlich diesen Beitrag gesendet:
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