Engineering-Fachleute fehlen. Wann geht das Licht aus?
Engineering bestimmt unser Dasein in allen Lebenslagen. Ob bei der elektrischen Zahnbürste, dem Schwungrad in einer Maschine oder dem Waschautomaten – überall steckt das Grundlagewissen von Mathematik, Physik, Logik – die Essenz des Engineering – drin.
Die Ingenieurwissenschaften, oder modern ausgedrückt das Engineering, verstehen sich in der Regel als angewandte Wissenschaften. Selbstverständlich wird auch intensiv Grundlagenforschung betrieben. Das erklärte Hauptaugenmerk und die Kernkompetenz liegen jedoch eindeutig auf der praktischen Umsetzung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden bei der Realisierung technisch ausgereiften Produkte.
Mit dem Einzug von leistungsfähigen Rechnern haben sich die vielfältigen Ingenieurwissenschaften bahnbrechend erneuert. Aufgrund von konstruktiven Annahmen kann zum Beispiel mit Hilfe des Computers immer mehr mit softwaregesteuerten Simulationen die Reaktionen von atomaren Strukturen, Werkstoffen, materielle Verhaltensweisen und anderes antizipiert und so mit Hilfe von theoretisch-konstruktiven Plattformen kostspielige Fehlentwicklungen vermieden werden. Die softwaregesteuerte Simulation ersetzt inzwischen viele Arbeitsgänge und ermöglicht schnelle und kostengünstigere Resultate. Erprobte Anwendungen werden somit, häufiger als früher, näher an technische Grenzen ausgeführt. Mit allen positiven Folgen.
Die betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen beeinflussen das Engineering unverkennbar. Das betriebswirtschaftliche Nachdiplomstudium für Ingenieure/-innen wird immer mehr für bestimmte Kaderpositionen verlangt . Denn um für den globalen Wettbewerb fit zu sein, braucht es auch im Engineering kosteneffiziente Methoden, die die wirtschaftliche Daseinsberechtigung jedes Unternehmens legitimieren.
Viele Fachgebiete, wie zum Beispiel der Maschinenbau, die Fertigung von thermischen und hydrologischen Energieanlagen, das Berechnen von Statik von Hochbauten über die Planung von der Kernanlagen und Erforschung von nanotechnologischen Novitäten bis zum Einsatz von metallurgischen Nischenmaterialen in der Medizinaltechnik oder technologische Life Sciences Spezialitäten, überall werden Ingenieure/-innen mit Uni- und Fachhochschulabschluss dringend benötigt.
Oft gestaltet sich für das Engineering und die Hightech Branche die Suche nach solchen Fachspezialisten als langwierig und kostspielig. Der gute Ansatz erstickt häufig in einer technokratischen Vorgehensweise, die sich nach dem ‚Error-Trial-Prinzip’ orientiert und auf die Erfahrung kausal-logischer Plausibilitäten stützt. Die Personalsuche, und auch die gezielte Personalrekrutierung von Engineering Fachleuten, unterliegt aber nicht selten auch irrationalen Einwirkungen.
Exzellente Industriestandorte benötigen dringen Fach- und Führungskräfte im Bereich Engineering. Diese Spezialisten/-innen, die mit ihrem hoch qualifizierten Fachwissen viel zur volkswirtschaftlichen Wertschöpfung beitragen, sind unverzichtbar. Es bleibt zu hoffen, dass sich wieder mehr junge Menschen in diesem Land für ein Engineering-Studium begeistern können. Ansonsten wird die Abhängigkeit vom Ausland beängstigende. Wer will schon, dass das Licht ausgeht.