Aug 26

Fachkräftemangel: Ist man mit 50+ beruflich tot oder scheintot?

Author: PersonalRadar

Am 20. Juli 2014 erschien in der NZZ am Sonntag ein Beitrag, der nachdenklich macht. Trotz bester Qualifikation finden Stellensuchende keinen neuen Job. Sie sind zu alt, sie sind zu teuer und angeblich nicht mehr flexibel. So eine bedenkliche Verschwendung.

In dieser Geschichte geht es um Peter Frei, 57 Jahre alt. Er sucht seit längerer Zeit eine neue Anstellung und erhält nur Absagen. Seine 28 Jahre Erfahrung in der Finanzindustrie und seine 2 Mastertitel nützen ihm bei der Suche nichts. Auch seine grosse Erfahrung im Bereich Projekt- und Prozessmanagement gelten nichts mehr. Der Mann erfreut sich bester geistiger wie auch körperliche Gesundheit und ist fit wie ein Turnschuh. Sein über Jahrzehnte erworbenes Berufs- und Fachwissen, seine Lebensbildung und –erfahrung – all das gilt nichts mehr.

Eigentlich ist das für einen hoch entwickelten, reifen Arbeitsmarkt ein bedenklicher Zustand. Zumal dieser erwartet, dass die Berufstätigen bis 65 arbeiten.

+50 ist ein Lebenszustand, der immer stärker in der schweizerischen Volkswirtschaft vertreten ist. Viele dieser erwerbslosen Bestqualifzierten bringen nicht nur profunde Berufserfahrung mit, sondern auch Beziehungen, gute Kenntnisse im Umgang mit internen wie auch externen Kunden, sind hoch diszipliniert, meistens topfit, pünktlich und hoch engagiert. Viele können genauso gut mit der IT umgehen, sind betriebswirtschaftlich bewusst und wissen sehr oft ganz genau wie ein Geschäft, ein Prozess, ein Kundenkontakt oder was auch immer laufen muss, damit es in der Bude brummt. Selbstverständlich kosten solche Fachkräfte mehr. Das kompensieren sie aber locker mit ihren historisch gewachsenen Berufskenntnissen, Ausbildung und Erfahrung. Selbstverständlich kostet die Gruppe +50 mehr Sozialversicherungsleistung. Dafür können sie jedoch nichts. Vielleicht wäre da mal ein Systemwechsel nötig.

Es bleibt zu hoffen, dass Peter Frei endlich was findet und nochmals richtig Gas geben kann. Zudem wäre es wünschenswert, wenn die +50 Gruppe der arbeitslosen Stellensuchenden bei potenziellen Arbeitgebern mehr Chancen erhalten und nicht gleich auf der Absagebeige landen. Diese Gruppe hat schon viel geleistet. Sie hat es nicht verdient, dass man sie in die sozialen Auffangnetze schubst, obwohl sie es nicht will und Leistungsbereitschaft bietet.  Mit dem nachfolgenden Link geht es gleich zum Bericht.

‚Ich will nur eins – einen Job‘