Fünf Besonderheiten heutiger Talente.
So wie die Geschäftswelt hat sich das Talent in den letzten Jahren auch entwickelt. Folgendes sind fünf Besonderheiten heutiger Talente:
1. Das Talent ist frei und wechselt mehrmals während der Karriere den Arbeitgeber.
In der Regel blieben die Mitarbeitenden in den 50er und 60er Jahren ein Arbeitsleben lang bei der gleichen Firma und teilten die Werten und die Vision dieser. In den 70er und 80er Jahren waren viele ehrgeizige “Ladder Climber”, die nicht zögerten die Firma nach durchschnittlich 8 bis 10 Jahren zu verlassen, wenn sie die angestrebte Position nicht erreicht hatten. Ab 2012 sind es meistens Individualisten/-innen. Sie sind frei und ohne die Werte und Visionen der Arbeitgebenden zu teilen. Sie bleiben durchschnittlich 4.5 Jahren bei einer Firma, was dann circa 11 Arbeitgeber während der Karriere ausmacht.
2. Das Talent lernt ständig.
Das Talent kann sich nicht mehr nur auf sein Berufs- und Universitätswissen verlassen, da dieses schnell überholt ist. Das Wissen der Universität hat zum Beispiel eine “Ablaufdauer” von 5 Jahren. Das gilt besonders für Bereiche wie z.B. die Technologie, die Medizin, die Telekommunikation. Daher unterliegt das Talent einem ständigen Lernen, um auf dem Arbeitsmarkt wettbewerbsfähig zu bleiben. Das Talent muss seine Kenntnisse immerfort vertiefen und erweitern, auch wenn es sich um Kenntnisse eines komplementären Berufs handelt, z.B. ein Graphik-Designer kann innerhalb von 2 Jahren ein Entwickler werden.
3. Das Talent ist weltweit mobil.
Dank zahlreicher internationaler, zwischenstaatlichen Abkommen und gegenseitig anerkannten Qualifikationen ist die Auswanderung zu andern Arbeitsmärkten einfacher geworden. Das Talent erzielt dadurch mehrere Vorteile: höheres Gehalt, bessere Nebenleistungen, vereinfachte administrative Vorgehensweisen (Visum, Wohnung usw.). Diese Leistungen werden oft vom neuen Unternehmen unterstützend angeboten. Zudem wertet Auslandserfahrung den Lebenslauf auf.
4. Das Talent hat gegenüber dem Arbeitgeber die Verhandlungsmacht.
Aufgrund des Talentmangels, der schon für bestimmte Profile wie Ingenieure/-innen und Informatiker/-innen stark ausgeprägt ist, ist das Talent in der vorteilhaften Ausgangslage höhere Forderungen bei seinen Arbeitgebenden zu stellen. Durch das Ungleichgewicht zwischen Nachfrage und Angebot solcher Positionen im Markt , kann das Talent ein hohes Gehalt und umfangreiche Nebenleistungen durchsetzen. Laut den Statistiken von Deloitte sind seit den letzten 50 Jahren die Gewinne der U.S Firmen gefallen und gleichzeitig die Nebenleistungen und Gehälter der qualifizierten Führungskräfte stark gestiegen. In der Schweiz ist die Situation ähnlich.
5. Das Talent altert.
Viele Studien sind sich über die Auswirkungen der Bevölkerungsalterung in den westlichen Ländern einig. Laut Deloitte, werden 2018 in den USA 40 Millionen Arbeiternehmer 55 oder älter sein. Diese Zahl steigt alle 10 Jahre um ca. 6%. Für junge Arbeitskräfte bedeutet dies, dass angesichts des “Ablaufs” ihrer akademischen Wissens und der Schwierigkeit dieses “zu verkaufen”, um in ihrem Bereich zu arbeiten, zurückfallen. Unter diesen Bedingungen, setzen sich die erfahrensten Talente gegenüber den jungen Talenten durch. Diese Verhältnisse werde sich auch in der Schweiz manifestieren.
Altersfrage überdenken:
Angesichts ihrer zunehmenden Bedeutung für den Arbeitsmarkt stehen ältere Erwerbstätige immer häufiger im Fokus der öffentlichen Diskussion.
Meistens geht es dabei um die schwierige Lage auf dem Arbeitsmarkt, oftmals aber medial dramatisiert durch Einzelschicksale. Wie Daten des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO zeigen, ist das Risiko arbeitslos zu werden für ältere Arbeitnehmer unterdurchschnittlich. Sind ältere Personen jedoch einmal arbeitslos, haben sie es schwerer, wieder eine Stelle zu finden. Viele Personalvermittler bestätigen dieses Problem.
Die Ursachen dafür sind vielfältig. Oft genannte Gründe sind die hohen Gehaltsvorstellungen oder die höheren Pensionskassenbeiträge. Eine wichtige Rolle spielen aber auch die Vorurteile gegenüber älteren Arbeitskräften auf Seiten der Arbeitgeber. Sie reichen von fehlender Motivation über zu geringe Flexibilität bis hin zu veralteten Fachkenntnissen. Es ist höchste Zeit, dass Unternehmen die Altersfrage überdenken.
Wer ältere Erwerbstätige weiterhin als nachteilig wahrnimmt und sich bei der Rekrutierung ausschliesslich auf jüngere fokussiert, begeht einen strategischen Fehler. Ältere Arbeitskräfte weisen nicht nur überdurchschnittlich viel ungenutztes Arbeitspotenzial auf, sie sind auch überdurchschnittlich qualifiziert und motiviert, wie diese Umfrage zeigt. Von älteren Erwerbstätigen ist aber auch eine grössere Flexibilität zu erwarten, insbesondere bei den Salärvorstellungen und Arbeitszeitpensen (Quelle: www.deloitte.ch / Siehe auch: Deloitte – Motiviert, optimistisch und pflichtvergessen. Die Stimme der Arbeitnehmer in der Schweiz)