Mut zur Lücke. Die Jagd auf die Fachkräfte…
… ist nun auch in der Bundespolitik angekommen.
In den letzten Tagen und Wochen wurde in den Medien viel über die mühselige Gewinnung und das aufwendig Halten von Fachkräften berichtet. Selbst der Wirtschaftsminister, Herr Bundesrat Johann Schneider-Amman, hat zu einem Gespräch am runden Tisch eingeladen. Ob die ‚runden Gespräche’ so rund abliefen, steht auf einem anderen Blatt.
Interessant und zugleich irritierend ist ohne Zweifel, dass das Thema erst seit Kurzem auf dem Radarschirm der Regierung erscheint, medial aufbereitet und nun auf allen Nachrichtenkanälen gesendet wird. Der Mangel ist ja schon lange vorhanden. Dieser kann auch mit forcierten Import von Fachkräften nicht behoben werden. Die Schweiz hat in den letzten Jahren zuwenig ausgebildet. Der Mangel wird über kurz oder lang dazu führen, dass Kompetenz verloren geht und wirtschaftliche Nachteile entstehen. Auch die anderen europäischen Ländern rüsten auf und errichten ein starkes Bollwerk gegen den ‚Brain-Drain’ und das Abwerben ihrer Fachkräfte. Auch sie sind auf diese angewiesen und verteidigen ihre Interessen mit Fleiss, politischer Chuzpe und gezielten Förderungsmassnahmen. Die Schweiz würde es auch so tun.
Gerade stark fokussierte Personaldienstleister, Headhunter und hoch spezialisierte Arbeitgeber spüren schon seit längerer Zeit, dass die Gewinnung von Bewerbenden mit seltenen Berufsfähigkeiten immer härter wird. Viele Positionen können seit Monaten nicht besetzt werden, weil sich niemand dafür interessiert. Unter Umständen führen solche Nichtbesetzungen von Nischenbereichen zur endgültigen Schliessung und weiteren drastischen Massnahmen. Projekte und Entwicklungen bleiben auf der Strecke. Andere realisieren diese, weil das Angebot solcher Spezialisten und Spezialistinnen gerade dort weniger akut ist.
Vielleicht sollte es einen helvetischen Marshallplan gegen die falschen Anreize eines Bildungssystems geben, der jene Bereiche des Bildungsmangels behebt, wo die Wirtschaft besonders unter Mangel ächzt und die übrigen bekämpft, wo ein Überangebot von Wissen geschaffen wird, das die Volkswirtschaft gut entbehren kann.
In den Bereichen Informatik, Mathematik, Physik, Medizin und Maschinenbau können viele Ideen und Projekte nicht realisiert werden. Sie enden als Totgeburten. Interesse alleine genügt nicht, wenn das berufliche Wissen einfach nicht vorhanden ist.
PersonalRadar bleibt eher skeptisch und reserviert gegenüber den Lippenbekenntnissen der hohen Politik. Es ist gut, kommen die Bedenken dort endlich an. Diese reichen kaum aus, um grundlegende Massnahmen rechtzeitig in die Wege zu leiten. Wahrscheinlich ist es zu spät und das geflügelte Wort ‚Mut zur Lücke’ wird Realität.