Wer die Personalsuche auf die leichte Schulter nimmt, wird früher oder später eine schwere Bürde tragen müssen
Die Abgänge der Silberrücken sind im vollen Gange. Die sogenannte ‘Baby-Boomer Generation’ geht von der Brücke und übergibt das Zepter an die nächsten Generationen.
Spricht man von der ‘Baby-Bommer Generation’ meint man die Jahrgänge 1946 – 1964. Das sind Jahrgänge, die seit den 60er Jahren überdurchschnittlich stark auf die Wirtschaft einwirken, diese seit Jahrzehnten formen und beeinflussen. Diese Jahrgänge werden bald zur Gänze ausfallen und den Arbeitsmärkten nicht mehr zur Verfügung stehen. Sie gehen in Pension.
Diese Entwicklung pflügt die Arbeitsmärkte radikal wie folgt um:
- Das Bevölkerungswachstum nimmt in Europa generell ab. Lücken können nur über die gelenkte Immigration ausgeglichen werden.
- Die von den Silberrücken nicht in Frage gestellte Leistungsbereitschaft und das reine Prinzip der Meritokratie werden durch andere Anreizsysteme abgelöst, deren Basis sinnstiftender sind und die Vereinbarkeit zwischen Arbeit und Leben besser ausgestalten. Geld hat als alleinige Antriebskraft ausgedient. Die beruflich sinnzentrierte Wertegemeinschaft übernimmt.
- Das volkswirtschaftliche Gefälle wird sich in Europa zunehmend ausgleichen. Die Sogwirkung starker Arbeitsmärkte nimmt ab und die wirtschaftliche Binnenmigration ebenso. Menschen wandern immer weniger aus wirtschaftlichen Gründen aus, da sie in ihren Heimatländern Rahmenbedingungen haben, die sie zum Bleiben veranlassen. Gut qualifizierte Arbeitskräfte, die nicht aus Europa stammen, werden immer wichtiger und verschärfen den ‘Brain Drain’ in deren Herkunftsländern.
- Der Bedarf nach guten, hoch spezialisierten Fachkräften, die komplexe Arbeitsvorgänge kompetent bearbeiten können, nimmt stark zu. Die Lücken können nicht mehr einfach durch Arbeitskräfte geschlossen werden, die zu uns kommen. Forcierte Umschulungen, geförderte Neuqualifizierungen und radikale Umorientierungen werden die neue Normalität.
- Schlecht Qualifizierte, ohne spezifische Berufsausbildung, werden durch den technischen Fortschritt und Künstliche Intelligenz (KI) aus den reifen Arbeitsmärkten verdrängt, weil sie im Aufwandsvergleich teurer sind. Die Generalisten*innen verschwinden. Die Spezialisten*innen übernehmen (siehe auch: David Bosshart ist Futurist und forscht, wie die Welt in der Zukunft aussehen wird).
- Die Konkurrenz unter den Arbeitgebenden um die Besten wird exponentiell zunehmen. Das Locken mit traditionellen Incentives wird nicht mehr im gleichen Masse funktionieren. Das Schärfen des ‘Employer-Branding’ und der Alleinstellungsmerkmale bei den Anstellungsbedingungen werden den Konkurrenzkampf akzentuieren.
- Die Wichtigkeit des Retentionmanagement wird als Teil der unternehmerischen Strategie bedeutender. Das Ignorieren dieser kostet Geld und gefährdet die wirtschaftliche Existenz.
- Die klassische ‘Top-Down-Führungskultur’ stirbt. Moderne Führungsprinzipien übernehmen.
Die Brisanz dieser Entwicklungen ist nicht zu unterschätzen. Sie nimmt von Jahr zu Jahr zu und ist gut spürbar. Viele Unternehmen verdrängen diese Entwicklungen und hoffen darauf, dass sich das Problem wie eine Brausetablette einfach auflöst. Das wird aber nicht der Fall sein.
Die Personalsuche wird in den nächsten Jahren mehr Aufwand verursachen. Die Generation der ‚Baby-Bommer‘ tritt ab und kann nicht einfach so schnell ersetzt werden. Wer sich nicht rechtzeitig damit beschäftigt, wird früher oder später mit mehr Rekrutierungsaufwand konfrontiert werden. Der Aufwand mit dem Finden und dem Gewinnen von neuem Personal nimmt stark zu. Wer sich nicht jetzt damit beschäftigen will, der wird sich später damit beschäftigen MÜSSEN, um nicht vom Markt weggefegt zu werden.