Temporärarbeit: Moderne Sklaverei oder Wirtschaftsmotor?
Der Fachkräftemangel stellt Schweizer Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen. Um die aktuelle Lage zu analysieren, beauftragte swissstaffing das Forschungsinstitut Sotomo mit einer Unternehmensbefragung.
Die Studie zeigt, dass viele Firmen Mühe haben, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden, und Temporärarbeit als Lösung nutzen.
Fachkräftemangel als zentrale Herausforderung
Laut der Studie ist der Zugang zu qualifizierten Fachkräften für 39% der Unternehmen eine der grössten Hürden. Besonders betroffen sind erfahrene Fachkräfte und Kaderpersonen, während die Rekrutierung von Hilfskräften weniger problematisch erscheint. 78% der befragten Unternehmen hatten in den letzten Jahren Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen.
Neben dem generellen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften kämpfen Unternehmen mit Langzeitabwesenheiten aufgrund von Krankheit, Unfällen oder Elternschaftsurlauben. Zudem belasten Fluktuationen rund 40% der Unternehmen, insbesondere in Branchen mit schwankender Auftragslage wie der Industrie, dem Baugewerbe und dem Gesundheitssektor.
Temporärarbeit als Lösungsansatz
Viele Unternehmen setzen auf Temporärarbeit, um Personalengpässe auszugleichen. 41% der Unternehmen beschäftigen aktuell Temporärangestellte, weitere 19% haben dies in der Vergangenheit getan. Besonders grössere Unternehmen nutzen diese Form der Beschäftigung häufiger.
Die Gründe für den Einsatz von Temporärarbeit sind vielfältig:
- Kurzfristige Vakanzen ausgleichen (42%)
- Projektbezogener Personalbedarf (35%)
- Saisonale Schwankungen ausgleichen (29%)
- Zugang zu Spezialisten oder Fachkräften sichern (15%)
- „Try and Hire“-Ansatz, um potenzielle Festangestellte zu testen (17%)
Bemerkenswert ist, dass 62% der Unternehmen schon einmal Temporärmitarbeitende eingestellt haben, weil sie keine qualifizierte Person für eine Festanstellung finden konnten. Zudem übernehmen fast drei Viertel der Unternehmen Temporärangestellte gelegentlich oder regelmässig in ihre feste Belegschaft.
Herausforderungen bei der Integration
Die Integration von Temporärmitarbeitenden ist nicht immer einfach. 50% der Unternehmen berichten von Schwierigkeiten bei der Einarbeitung. Temporärangestellte schneiden zudem in den Bereichen Verantwortungsbereitschaft und fachliches Wissen etwas schlechter ab als Festangestellte. Dennoch zeigen die Ergebnisse, dass ihre Leistungsbereitschaft vergleichbar hoch ist.
Bedeutung für die Gesamtwirtschaft
Temporärarbeit spielt nicht nur für einzelne Unternehmen, sondern auch für die gesamte Schweizer Wirtschaft eine zentrale Rolle. Zwei Drittel der befragten Unternehmen halten sie für wirtschaftlich wichtig, unter den Unternehmen mit eigener Erfahrung mit Temporärarbeit sind es sogar 78%.
Die wichtigsten Vorteile für Unternehmen sind:
- Flexibilität bei Personalengpässen (63%)
- Möglichkeit, kurzfristige Aufträge anzunehmen (60%)
- Zugang zu Arbeitskräften, die sonst nicht verfügbar wären (47%)
- Optimale Nutzung von Wachstumsphasen (61%)
Schlussfolgerung
Der Fachkräftemangel ist eine der grössten Herausforderungen für Schweizer Unternehmen, insbesondere bei erfahrenen Fachkräften und Führungspersonen. Temporärarbeit hilft, Engpässe zu überbrücken, Personalbedarf flexibel anzupassen und neue Mitarbeitende zu gewinnen. Während die Integration von Temporärmitarbeitenden gewisse Herausforderungen birgt, ist ihre Bedeutung für Unternehmen und die Gesamtwirtschaft unbestritten. Die Studie unterstreicht, dass Temporärarbeit nicht nur ein Notbehelf ist, sondern ein strategisch wichtiges Instrument im Schweizer Arbeitsmarkt darstellt.
Hier geht es direkt zur Studie: Sotomo Studie – Fachkräftemangel und Temporärarbeit (41 Seiten, PDF-Format, Deutsch)